In der Zeit vom 1. November bis 4. Dezember 1941 wurden aus dem Gebiet des Deutschen Reiches ca. 50 000 Juden in die Ghettos von Riga und Minsk deportiert. In Bremen stellte die Gestapo unter erzwungener Mitwirkung der Bremer Vertretung der Reichsvereinigung der Juden die Deportationsliste zusammen. Die 443 Betroffenen erhielten um den 11. November ihren Deportationsbefehl. Am 17. November hatten sie sich in zwei Sammelstellen, der Lettow-Vorbeck-Schule (heute Hermann-Böse-Gymnasium) und in der Carl-Peters-Schule (heute Oberschule am Barkhof), einzufinden. Hinzu kamen 130 Personen aus dem Regierungsbezirk Stade, die gleichfalls hier gesammelt wurden.
Am Morgen des 18. November wurden die Menschen (570 insgesamt) aus den Sammelunterkünften unter Bewachung in Gruppen zum Lloydbahnhof (besonderes Abfertigungsgebäude für den Auswandererverkehr nach Bremerhaven östlich der Bahnhofshalle), gebracht. Sie hatten zuvor eine Erklärung unterschreiben müssen, dass sie Feind der deutschen Regierung seien, ihr Anrecht auf das von ihnen zurückgelassene Eigentum aufgaben und auf ihre deutsche Staatsangehörigkeit verzichteten. Es durften nur ein Koffer mit Ausrüstungsgegenständen bis zu 50 kg und Handgepäck mitgenommen werden. Der Transportzug verließ Bremen Richtung Hamburg gegen 8:40 Uhr. Dort hängte man weitere Personenwagen mit ca. 400 Hamburger Juden an. Der Zug traf am 22. November im Güterbahnhof Minsk ein.
Im Ghetto waren neben russischen Juden ca. 7.000 reichsdeutsche Juden interniert. Wer arbeitsfähig war, wurde zur Zwangsarbeit eingesetzt. Die Kälte des Winters 1941/42, Unterernährung und katastrophale Hygiene führten in vielen Fällen zum Tod. Immer wieder kam es zu willkürlichen Erschießungen. Der größte Teil der Bremer Juden wurde in einer „Aktion“ am 28./29.7.1942 mehrheitlich in Gaswagen auf dem Weg nach Blagowschtschina, einer Waldlichtung in der Nähe von Trostenez bei Minsk, erstickt.
Bei der Auflösung des Ghettos ab September 1943 lebten noch ca. 1.000 reichsdeutsche Insassen. Ca. 300 von ihnen wurden in Lager im besetzten Polen deportiert, nahezu alle anderen wurden bis Oktober 1943 umgebracht. Von den Bremer Deportierten überlebten nur sechs Männer.
Seit 1991 erinnert eine Tafel am Hauptbahnhof links des Haupteingangs an den Überfall auf die Sowjetunion und die danach erfolgte Deportation Bremer Juden in das Ghetto von Minsk. An der Oberschule am Barkhof wurde 1998 eine Gedenktafel angebracht.
In Anwesenheit des Bundespräsidenten, Frank-Walter Steinmeier, sowie des Bremer Bürgermeisters, Carsten Sieling, wurden am 29. Juni 2018 in der Nähe der belarussischen Hauptstadt Minsk die Gedenkstätte Trostenez u.a. mit dem Mahnmal „Der Weg des Todes“ (siehe Bild) eingeweiht. Beide erinnern an die Tausenden von jüdischen Bürger/innen aus ganz Europa, die hier ermordet wurden.
Der hier erwähnte Beitrag von P. Christoffersen über die Deportation der Bremer Juden in das Ghetto Minsk ist von 2017. Aufgrund neuen Quellenmaterials hat der Autor den Beitrag aktualisiert (Stand 10/2024, als PDF).
Quellen: Peter Christoffersen: „Es war ein einziges Grauen“ – Die Deportation der Bremer Juden in das Ghetto Minsk und ihre Vernichtung, in: Christoffersen, Peter/Johr, Barbara, (Hrsg.): Stolpersteine in Bremen, Schwachhausen/Horn-Lehe, Bremen 2017
Peter Christoffersen: Die Deportation Bremer Juden in das Ghetto Theresienstadt, in: Christoffersen, Peter/Johr, Barbara (Hrsg.): Stolpersteine in Bremen, Findorff/Walle/Gröpelingen, Bremen 2019
Please, those who visit this site, tell your children of this event. The events of the Holocaust are rapidly being distorted and sometimes even disputed. The only hope of not repeating history is to remember it.
Erinnerungsschild wiedergefunden. Am 7. März 2015 finden Mitglieder des Vereins „Mein Werdersee“ bei Aufraumarbeiten in der Kleinen Weser in der Neustadt das abmontierte Schild mit dem Hinweis auf die Deportation der jüdischen Bevölkerung nach Minsk, wieder.
Heute,29.7.2014,72Jahre nach dem Mord an 434 der 440 Opfer,ist die im März d.J. geschändete Tafel immer noch geschändet…
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