Erwin Schulz (geb. 27. November 1900 in Berlin, zuletzt wohnhaft in der Parkallee 217 in Bremen, dort gestorben am 11. November 1981) kämpfte bereits Dezember 1918/Januar 1919 in einem Garderegiment gegen die Räterepublik. 1921 schloss er sich dem Freikorps „Oberland“ an und wiederum zwei Jahre später der kasernierten Schutzpolizei von Walter Caspari in Bremen. Hier wurde er vor allem in der sog. Politische Polizei eingesetzt, aus der später in Bremen die Gestapo (Geheime Staatspolizei) hervorging. Als Gestapo-Mitarbeiter war er mitverantwortlich für die Verfolgung politischer Gegner der Nazis, aber auch für die Verfolgung von Juden. Der Gestapo unterstanden sowohl das KZ Mißler, wie auch das sog. Gosselhaus am Buntentorsteinweg als Folterstätte der SA und SS.
Schulz war seit 1932 Mitglied der NSDAP, der SS aber auch der Aktion „Lebensborn“.
1938 verließ Schulz Bremen in Richtung Reichsicherheitsamt in Berlin. Nach dem Anschluss Österreichs wurde Schulz beauftragt in Graz die Gestapo aufzubauen. Von dort führte seine berufliche Karriere ihn ins vormals tschechische Sudetenland, Hamburg, Berlin, sogar als SS-Brigadeführer in die besetzten sowjetischen Gebiete und zuletzt nach Salzburg. Überall hinterließ er eine blutige Spur.
Einen Tag nach der Kapitulation Nazi-Deutschlands stellte Schulz sich den Amerikanern. Ab Dezember 1947 stand er in Nürnberg wg. seiner Beteiligung an SS-Einsätzen in den besetzten Gebieten vor Gericht. Am 08. April 1948 wurde er wg. unter seiner Leitung exekutierten 90-100 Personen in Lemberg, zu zwanzig Jahren Haft verurteilt. Diese Strafe wurde später auf 15 Jahre herabgesetzt. Seine Haft verbrachte er in Landsberg.
Aus nicht näher bekannten Gründen setzten sich in den fünfziger Jahren die bremischen und selbst von den Nazis verfolgten Sozialdemokraten Wilhelm Kaisen (Bürgermeister) und Adolf Ehlers (Senator für Inneres) sowie der ehem. Gestapo Schutzhäftling Alfred Faust (Regierungssprecher) für eine frühzeitige Entlassung von Erwin Schulz und dessen Rückkehr nach Bremen ein. Faust hatte bereits im Entnazifizierungsverfahren den ehem. Innensenator und politisch Verantwortlichen für das KZ Mißler, Theodor Laue, entlastet. Schulz wurde daraufhin am 09. Januar 1954 aus der Haft entlassen, zog in eine Wohnung in der Hamburger Str. 151 und erhielt in Bremen rückwirkend seine Dienstbezüge, eine Haftentschädigung und bis zu seiner Pensionierung ein Übergangsgeld.
Die näheren Umstände, die zu seiner Entlassung führten, werden von Hans Wrobel detailliert in einem Aufsatz im Bremischen Jahrbuch 2018 beschrieben.
Beerdigt ist Erwin Schulz auf dem Riensberger Friedhof (Feld CC 322).
Weitere Quelle: „Auswärts eingesetzt – Bremer Polizeibataillone und der Holocaust“ von Prof. Dr. Karl Schneider, Klartext Verlag, Essen, ISBN 978-3-8375-0527-6
Veröffentlicht am 9. Dezember 2012 und aktualisiert am 7. September 2020