Die verfolgte Sintezza Auguste Ernst

Auguste Ernst (privat)
Familie Ernst
Auguste Ernst
Familiengrab Auguste Ernst
16. Mai 1940
Warturmer Heer Strasse 71, Bremen-Neustadt

Auguste Ernst, geb. Weiß, wurde am 9. September 1889 in Nordhausen geboren. Ihr Ehemann war der Musiker Heinrich Reinhold Ernst, geboren am 25. April 1887 in Bergen bei Celle. Er wurde im Sommer 1938 im Zuge der Verhaftungsaktion „Arbeitsscheu Reich“ ins KZ Sachsenhausen deportiert, wo er am 24. November 1939 verstarb.

In ihrem Entschädigungsverfahren berichtete Auguste Ernst: „Ich bin in Nordhausen/Harz geboren. Mit meinen Eltern lebte ich dann längere Zeit in Kiel, wo wir eine Wohnung hatten. Dort lernte ich meinen Mann kennen.“ Im Januar 1916 heiratete sie Heinrich Reinhold Ernst. Das Ehepaar wohnte in der Multiusstraße. Zu diesem Zeitpunkt arbeitete ihr Ehemann als Korbmacher. Nach zwei Jahren konnten sie sich von den Erträgen einen Wohnwagen sowie Zugpferde kaufen.

Im Sommer 1938 hielt sich die Familie in Hamburg-Barmbeck auf. Hier verkauften sie ihren Wohnwagen und zogen in eine 3-Zimmer-Kellerwohnung in Hamburg-Altona, Lammstraße 16. Vier Wochen nach dem Einzug wurde ihr Ehemann im Zuge der Aktion „Arbeitsscheu Reich“ verhaftet. Über diesen Tag berichtete Auguste Ernst: „Eines Morgens um 5.00 Uhr kamen 4-5 Polizisten, teils in Uniform und teils in Zivil, und holten meinen Mann. Sie sagten, mein Mann solle sich anziehen und nur zu einer Vernehmung ins Stadthaus kommen. Er wurde in ein offenes Lastauto gebracht, das vor unserer Tür stand und in dem schon andere Leute waren. Es waren Zigeuner und auch andere Leute. Diese waren gesammelt und alle nach dem Stadthaus gebracht worden. Ich ging dann gleich zum Stadthaus mit anderen Zigeunerfrauen, weil unsere Männer nicht zurückkamen. Wir hörten von den anderen Frauen, dass alle Zigeuner in Hamburg gesammelt und zum Stadthaus gebracht worden seien.

Mein Mann hat mir dann aus Sachsenhausen [in dieses KZ war er deportiert worden, d. A.] einige Briefe geschrieben, und ich habe auch geantwortet. Er durfte alle 4 Wochen schreiben. Eines Tages bekam ich dann die Nachricht, dass er verstorben sei. […] ich erhielt auch seine Sachen zurückgeschickt.“

Im Mai 1940 wurde dann Auguste Ernst verhaftet. Auch hierüber berichtete sie: „Eines Morgens […] wurde ich mit meinen 7 Kindern von Polizeibeamten in Zivil abgeholt und auf einen Lastwagen gebracht, auf dem schon andere Zigeuner waren, von dort in eine Halle [vermutlich Fruchtschuppen, d. A.], wo schon viele Zigeuner untergebracht waren. Dann wurden wir mit einem Güterzug [vom Hannoverschen Bahnhof aus, d. A.] mehrere Tage lang nach Polen gefahren. Als wir ausgeladen wurden, mussten wir kleine polnische Wagen besteigen, mit denen wir mehrere Tage lang zu dem Lager Belzec fuhren. Dort waren Tausende von Zigeunern untergebracht, und zwar in einem großen Schuppen. Meine Kinder mussten außerhalb des Lagers arbeiten.“

Auguste Ernst’s Bericht endet mit den Worten: „Meine 3 Mädchen sind in den Lagern in Polen gestorben. Mitgebracht von dort habe ich nur meine 4 Söhne.“

Die Söhne waren: Eduard, geboren am 31. März 1923 in Bramstedt; Rudolf, geboren am 22. Oktober 1924 in Schollen (Grafschaft Hoya, vermutlich ist Scholen im Kreis Diepholz) gemeint), auf dem Friedhof Buntentor beerdigt; Albert, geboren am 16. Mai 1929 in Scheessel auf dem Friedhof Buntentor beerdigt und Hugo, geboren am 7. Februar 1927 in Oerel ebenfalls auf dem Friedhof Buntentor beerdigt.

Auguste Ernst starb am 12. August 1998. Auch sie ist auf dem Friedhof Buntentor beerdigt (siehe Bild).

Quelle: Hesse, Hans, Friedhof Buntentor. Denkmäler der Zukunft. Gräber ns-verfolgter Sinti und Roma auf dem Buntentorfriedhof, Bremen 2022.

Veröffentlicht am und aktualisiert am 23. November 2022

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