Auf dem heutigen Gelände der Bremer Entsorgungsbetriebe (Recycling-Station Horn) befand sich bis in die neunzehnhundertsechziger Jahre ein Barackenlager. Während des 2. Weltkrieges wurde es als Lager für Zwangsarbeiter genutzt, die aus verschiedenen Ländern deportiert waren und in Bremer Betrieben, vor allem in Rüstungsbetrieben arbeiteten mussten. Ein weiteres Lager befand sich in der Nachbarschaft und zwar in der Riensberger Str. (DAF-Lager III).
Nach Angaben der Geheimen Staatspolizei befanden sich im April 1944 137 männliche und 4 weibliche „französische Zivilarbeiter in dem Lager, außerdem waren auch Holländer und Russen untergebracht“. Nach Zeitzeugenberichten bekamen die sowjetischen Häftlingen weniger zu essen als die andern Bewohner. Zur Aufbesserung der Essenrationen wurde von den Arbeitern Holzspielzeug hergestellt (z. B. ein dreiteiliger Holz-Dackel auf Rädern). Für die medizinische Versorgung stand eine Sanitätsbaracke zur Verfügung. Ein französischer Sanitäter musste von der Schwachhauser Ring-Apotheke Medikamente besorgen.
Nach Kriegsende wurde in dem Lager Flüchtlinge aus dem Osten, aber auch Bremische Familien, deren Wohnung bei Luftangriffen völlig zerstört waren, untergebracht. Zu ihnen gehörte die Familie Rodowski aus Walle. Die Familie wurde dreimal ausgebombt. Nachdem sie deshalb zweimal weit weg von Bremen (Odenwald und Umgebung von Osnabrück) untergebracht worden waren, wurde ihnen von den Amerikanern 1945 ein einzelnes Zimmer in der Holzbaracke Nr. 10 im ehem. Zwangsarbeiterlager zugewiesen. Dort zog die 6-köpfige Familie, bestehend aus Eltern und vier Kindern, sowie die Großmutter, ein. Das Zimmer hatte keine Heizung, gekocht werden musste auf ein offenes Feuer draußen vor der Baracke. Im gleichen Jahr wurde der älteste Sohn Friedrich mit 10 Jahren zum ersten Mal in seinem Leben eingeschult. 1947 durfte die Familie innerhalb des Lagers in die renovierte Baracke Nr. 4 umziehen, wo sie noch bis Anfang 1949 lebte. Danach zog sie um in ein anderes Lager an der Osterholzer Heerstraße, das während der NS-Zeit ebenfalls für die Unterbringung von Kriegsgefangenen gebaut, aber bedingt durch das Kriegsende nicht mehr belegt wurde. In diesen Klinkerhäusern lebte die Familie noch bis 1957, als ihnen eine Wohnung in der Gartenstadt Vahr vermietet wurde.
Veröffentlicht am 20. Dezember 2010 und aktualisiert am 11. November 2022
Ich habe in der Baracke10 und 4 mit meine Eltern und 3 Geschwistern ab mitte 1945 bis 1949 gewohnt.