Ba­ra­cken­la­ger Ach­t­er­stra­ße

Das Bild zeigt eine Luftaufnahme des Lagers von 1951
Luftaufnahme des Lagers von 1951
Barackenlager Achterstraße Fam.Rodowski 1945 001
1. April 1944
Ach­t­er­stra­ße, Bre­men

Auf dem heu­ti­gen Ge­län­de der Bre­mer Ent­sor­gungs­be­trie­be (Re­cy­cling-Sta­ti­on Horn)  be­fand sich bis in die neun­zehn­hun­dert­sech­zi­ger Jah­re ein Ba­ra­cken­la­ger. Wäh­rend des 2. Welt­krie­ges wur­de es als La­ger für Zwangsarbeiter ge­nutzt, die aus ver­schie­de­nen Län­dern de­por­tiert wa­ren und in Bre­mer Be­trie­ben, vor al­lem in Rüs­tungs­be­trie­ben ar­bei­te­ten muss­ten. Ein wei­te­res La­ger be­fand sich in der Nach­bar­schaft und zwar in der Ri­ens­ber­ger Str. (DAF-La­ger III).

Nach An­ga­ben der Ge­hei­men Staats­po­li­zei be­fan­den sich  im April 1944 137 männ­li­che und 4 weib­li­che „fran­zö­si­sche Zi­vil­ar­bei­ter in dem La­ger, au­ßer­dem wa­ren auch Hol­län­der und Rus­sen un­ter­ge­bracht“. Nach Zeit­zeu­gen­be­rich­ten be­ka­men die so­wje­ti­schen Häft­lin­gen we­ni­ger zu es­sen als die an­dern Be­woh­ner. Zur Auf­bes­se­rung der Es­sen­ra­tio­nen wur­de von den Ar­bei­tern Holz­spiel­zeug her­ge­stellt (z. B. ein drei­tei­li­ger Holz-Da­ckel auf Rä­dern). Für die me­di­zi­ni­sche Ver­sor­gung stand eine Sa­ni­täts­ba­ra­cke zur Ver­fü­gung. Ein fran­zö­si­scher Sa­ni­tä­ter muss­te von der Schwach­hau­ser Ring-Apo­the­ke Me­di­ka­men­te be­sor­gen.

Nach Kriegs­en­de wur­de in dem La­ger Flücht­lin­ge aus dem Os­ten, aber auch Bre­mi­sche Fa­mi­li­en, de­ren Woh­nung bei Luft­an­grif­fen völ­lig zer­stört wa­ren, un­ter­ge­bracht. Zu ih­nen ge­hör­te die Fa­mi­lie Ro­dow­ski aus Wal­le. Die Fa­mi­lie wur­de drei­mal aus­ge­bombt. Nach­dem sie des­halb zwei­mal weit weg von Bre­men (Oden­wald und Um­ge­bung von Os­na­brück) un­ter­ge­bracht wor­den wa­ren, wur­de ih­nen von den Ame­ri­ka­nern 1945 ein ein­zel­nes Zim­mer in der Holz­ba­ra­cke Nr. 10 im ehem. Zwangs­ar­bei­ter­la­ger zu­ge­wie­sen. Dort zog die 6-köp­fi­ge Fa­mi­lie, be­ste­hend aus El­tern und vier Kin­dern, so­wie die Groß­mut­ter, ein. Das Zim­mer hat­te kei­ne Hei­zung, ge­kocht wer­den muss­te auf ein of­fe­nes Feu­er drau­ßen vor der Ba­ra­cke. Im glei­chen Jahr wur­de der äl­tes­te Sohn Fried­rich mit 10 Jah­ren zum ers­ten Mal in sei­nem Le­ben ein­ge­schult. 1947 durf­te die Fa­mi­lie in­ner­halb des La­gers in die re­no­vier­te Ba­ra­cke Nr. 4 um­zie­hen, wo sie noch bis An­fang 1949 leb­te. Da­nach zog sie um in ein an­de­res La­ger an der Os­ter­hol­zer Heer­stra­ße, das wäh­rend der NS-Zeit eben­falls für die Un­ter­brin­gung von Kriegs­ge­fan­ge­nen ge­baut, aber be­dingt durch das Kriegs­en­de nicht mehr be­legt wur­de. In die­sen Klin­ker­häu­sern leb­te die Fa­mi­lie noch bis 1957, als ih­nen eine Woh­nung in der Gar­ten­stadt Vahr ver­mie­tet wur­de.

Veröffentlicht am und aktualisiert am 11. November 2022

Ein Hinweis zu “Barackenlager Achterstraße”

  1. Ich habe in der Ba­ra­cke10 und 4 mit mei­ne El­tern und 3 Ge­schwis­tern ab mit­te 1945 bis 1949 ge­wohnt.

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