Schon seit Anfang des 20. Jahrhunderts begann der Bremer Kaffeeunternehmer Ludwig Roselius (02. Juni 1874 – 15. Juni 1943) damit, die Häuser der Böttcherstraße aufzukaufen. Der Kunstmäzen und Kaffeeröster, Erfinder des koffeinfreien Kaffee HAG, ist nach dem Ersten Weltkrieg zusammen mit dem rechtsextremen Putschisten Wolfgang Kapp und Großadmiral Alfred von Tirpitz Gründer der völkischen und nationalistischen Deutschen Vaterlandspartei. Er lobt den „Volkskanzler Hitler“ vor seiner Belegschaft in höchsten Tönen. Bereits 1931 wirbt er in der „Bremer Nationalsozialistischen Zeitung“, das parteiamtliche Organ der NSDAP, für seinen Kaffee. Trotzdem wird 1938 seinen Aufnahmeantrag in der NSDAP abgelehnt.
Sein Traum von einer „wahren Deutschen Straße“ mit germanischer Kunst soll mit dem Bau der Böttcherstraße erfüllt werden. Ab 1902 fing Roselius an in der heruntergekommenen Böttcherstraße, nah zum Bremer Marktplatz, Häuser auf zu kaufen. Diese ließ er von verschiedenen Architekten und Künstlern renovieren. 1931 wurde diese Renovierung vollendet. Eine besondere Rolle spielte dabei Bernhard Hoetger, der u.a. das „Paula-Becker-Modersohn-Haus“ und das „Haus Atlantis“ schuf. Mit dem Relief „Lichtbringer“ am Eingang der Böttgerstraße biedert Roselius sich den Nazis an, die sein als völkisch-germanisch-nationalen konzipiertes Gesamtkunstwerk ablehnen. An Bremens NS-Bürgermeister Heider schreibt er: „Die dort jetzt angebrachte große Bronze stellt den Sieg unseres Führers über die Mächte der Finsternis dar„. Das auf dem Relief dargestellte Volk begrüßt den „Heilsbringer“ mit ausgestreckten Arm, den Hitler-Gruß.
1937 Stellen die Nazi-Herrscher die Straße unter Denkmalschutz und zwar als abschreckendes Beispiel für „entartete Kunst“, die überhaupt nicht ihre eigenen Kulturvorstellungen entspricht.
Quelle: „Böttcherstrasse Bremen“, Stadtwandelverlag, Berlin (2009)
Veröffentlicht am 21. Juni 2010 und aktualisiert am 25. Mai 2023