Anfang der dreißiger Jahre stand das Bremer Schauspielhaus unter der Leitung des gelernten Journalisten und Autors Johannes Wiegand (* 1874; † 1940), als Direktor und des Theaterwissenschaftlers Eduard Ichon (* 1879; † 1943) als Regisseur. Beide waren 1910 die Gründer des privat geführten Theaters, zuerst in der Bremer Neustadt, ab 1913 am Wall. Beide wohnten gemeinsam in der heutigen Villa Ichon.
1943 erhielt man erst das heutige Theatergebäude am Goetheplatz.
Nach außen versuchten sie im Spielplan immer mehr das Deutsche, insbesondere durch Klassikeraufführungen, zu betonen, wohl auch als Reflex auf die gesellschaftlichen und politischen Auseinandersetzungen. Gleichzeitig beschäftigte das Schauspielhaus bis 1933 den jüdischen Regisseur Wilhelm Chmelnitzky als Oberspielleiter. Allerdings blieb er noch eine Weile als künstlerischer Berater weiterhin tätig.
Nach der Machtübernahme der Nazis wurden in ganz Deutschland sämtliche Kulturinstitutionen verstaatlicht und der Reichskulturkammer unterstellt. Nicht jedoch das privat geführte Bremer Schauspielhaus GmbH, obwohl Wiegand und Ichon nie der NSDAP beigetreten sind. Das Theater wurde erst nach dem Tod Ichons im Jahre 1943 zum Bremer Staatstheater.
Das Theater war zwischen 1933 und 1945 allen Schichten und Kreisen der Bevölkerung zugänglich in dem im Spielplan eher unpolitische Aufführungen aufgenommen wurden. Mit Hilfe organisierter Besuche und Abonnements, auch von „Kraft durch Freude“, entstand eine feste Besuchergemeinde, deren Geld das privatgeführte Theater sicherte und stützte.
Am 18. August 1944 wurde das Theater bei einem Luftangriff schwer beschädigt und am 06. Oktober des gleichen Jahres brannte es völlig aus. Auch dessen von den Nazis eingesetzten Intendanten, Curt Gerdes, kam bei einem Luftangriff am 26.09.1944 ums Leben.
Am 08. Mai 1945 gründeten ehemalige Mitglieder des Bremer Schauspielhauses die „Arbeitsgemeinschaft Bremer Bühnenkünstler“ um so schnell wie möglich in Bremen wieder Theateraufführungen anbieten zu können. Die erste fand am 19. September 1945 im früheren Tanzsaal der Concordia Gaststätte an der Schwachhauser Heer Straße statt.
Quelle: „Bremer Theater – 1913 – 2007“ von Frank Schümann im Verlag Carl Ed. Schünemann KG Bremen
Veröffentlicht am 22. Juli 2010 und aktualisiert am 29. November 2022
Der im Beitrag zum Theater am Goetheplatz genannte Intendant des Staatstheaters (und seit 1938 Leiter des Theaters am Wall), Curt Gerdes, starb am 26.09.1944 im 58. Lebensjahr bei dem 136. Luftangriff auf die östlichen Stadtteile Bremens.
Quelle: Fritz Peters, 12 Jahre Bremen, S. 265
Ich vermisse die Namen der SchauspielerInnen des Theaters, die von den Nazis verfolgt wurden. Mir ist bekannt, dass der jüdische Schauspieler William Western auf Anordnung der Nazis entlassen worden war. Als die Verfolgung zur persönlichen Gefahr wurde, hat ihn Prof. Hess, Namensgeber der Prof. Hess Kinderklinik, auf dem großen Dachboden der Klinik versteck, wo er überlebte.
Als das Theater ihn nach dem Krieg wieder engagieren wollte, hat er verzichtet und privat Schauspielunrerricht gegeben.
Zu William habe ich familiäre Beziehungen; daher ist mir seine Geschichte bekannt.
Ich habe auch ein Foto von ihm und werde es noch hier einstellen.