De­por­ta­ti­on ins Ghet­to The­re­si­en­stadt

Theresienstadt
Kleine Festung/Theresienstadt
Terezín Gedenkplatte Bremer Juden 8.2.16_ (Dirk Harms)
23. Juli 1942
Fried­rich-Rau­ers-Stra­ße 1, Bre­men

Im Juni 1942 gab das Reichs­si­cher­heits­haupt­amt in Ber­lin die An­wei­sung, das Deut­sche Reich „ju­den­frei“ zu ma­chen. Die Bre­mer Ge­sta­po er­stell­te dar­auf­hin in er­zwun­ge­ner Zu­sam­men­ar­beit mit der Bremer Vertretung der Reichsvereinigung der Juden un­ter der Lei­tung von Carl Katz die De­por­ta­ti­ons­lis­te. Es war der „Ab­trans­port“ al­ler in Bre­men le­ben­der Ju­den – au­ßer de­nen in noch be­ste­hen­den „Misch­ehen“ le­ben­den – vor­ge­se­hen; dar­un­ter auch alle In­sas­sen des Jü­di­schen Al­ters­hei­mes in Grö­pe­lin­gen.

Die ers­te De­por­ta­ti­on aus Bre­men fand am 23. Juli 1942 mit 163 Per­so­nen statt. Das Jü­di­sche Al­ters­heim in Grö­pe­lin­gen (70 Be­woh­ner) wur­de da­bei rest­los ge­räumt. Hin­zu ka­men wei­te­re zehn Per­so­nen aus dem Re­gie­rungs­be­zirk Sta­de und 23 aus dem Al­ters­heim Va­rel – zu­sam­men 196. Auch Carl Katz be­fand sich mit sei­ner Fa­mi­lie un­ter den De­por­tier­ten. In sei­ner Funk­ti­on als Ver­tre­ter der Reichs­ver­ei­ni­gung hat­te er alle Be­trof­fe­nen auf­ge­for­dert, sich am Ab­fahrts­tag „pünkt­lich um 5 Uhr mor­gens“ am Gü­ter­bahn­hof/​Auf­gang Düs­tern­stra­ße (heu­te in der Nähe des Fin­dorff-Tun­nels) ein­zu­fin­den. Der Zug fuhr über Han­no­ver und kam am 24. Juli in The­re­si­en­stadt an. Von den 163 Bre­mern er­la­gen 86 im Ghet­to den Ent­beh­run­gen, 28 wur­den in das Ver­nich­tungs­la­ger Treb­lin­ka und 27 nach Ausch­witz de­por­tiert – zu­sam­men 141. Es über­leb­ten nur 22.

Eine zwei­te De­por­ta­ti­on fand am 13. Fe­bru­ar 1945 mit 55 Per­so­nen statt. Be­trof­fen wa­ren die in „Misch­ehen“ le­ben­den Ju­den und de­ren „halb­jü­di­sche“ Kin­der. Dies­mal er­folg­te der Trans­port über Ham­burg in Vieh­wag­gons. Von den Bre­mern über­leb­ten bis auf eine Per­son alle.

Ein für den 15. März 1945 vor­ge­se­he­ner Trans­port der letz­ten sich noch in Bre­men be­find­li­chen Ju­den bzw. „Halb­ju­den“ fand auf­grund der sich zu­spit­zen­den Kriegs­er­eig­nis­se nicht mehr statt. Da­ne­ben gab es zahl­rei­che Ein­zel­de­por­ta­tio­nen nach The­re­si­en­stadt. Für 28 Per­so­nen aus Bre­men lässt sich die­ses De­por­ta­ti­ons­ziel nach­wei­sen.

Nach Kriegs­en­de tra­fen die ers­ten Rück­keh­rer am 1. Juli 1945 wie­der in Bre­men ein. Carl Katz kam mit sei­ner Fa­mi­lie zu­sam­men mit den letz­ten Bre­mern in ei­nem Sam­mel­trans­port Ende Juli zu­rück.

In The­re­si­en­stadt er­in­nert seit 2006 eine Ge­denk­ta­fel an jene, die aus Bre­men in das Ghet­to de­por­tiert wur­den. Sie wur­de er­stellt vom tsche­chi­schen Bild­hau­er Ja­ros­lav Reh­na.

Quellen:
Pe­ter Christof­fer­sen: „Es war ein ein­zi­ges Grau­en“ – Die De­por­ta­ti­on der Bre­mer Ju­den in das Ghet­to Minsk und ihre Ver­nich­tung, in: Christof­fer­sen, Pe­ter/​Johr, Bar­ba­ra (Hrsg.): Stol­per­stei­ne in Bre­men, Schwach­hau­sen/​Horn-Lehe, Bre­men 2017.
Pe­ter Christof­fer­sen: Die De­por­ta­ti­on Bre­mer Ju­den in das Ghet­to The­re­si­en­stadt, in: Christof­fer­sen, Pe­ter/​Johr, Bar­ba­ra (Hrsg.): Stol­per­stei­ne in Bre­men, Fin­dorff/​Wal­le/​Grö­pe­lin­gen, Bre­men 2019.

 

Veröffentlicht am und aktualisiert am 25. Mai 2023

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