In Bremen fand im September 1933 die erste Razzia gegen Bettler und Wohnungslose statt. In Zusammenarbeit mit SA und SS nahm die Polizei weit über 100 Personen fest. „Gemeinschaftsfremde“ waren laut NS-Propaganda Menschen:
1. „… die wegen außergewöhnlicher Mängel des Verstands oder des Charakters nicht in der Lage waren, aus eigener Kraft den Mindestanforderungen der Volksgemeinschaft zu genügen …
2. die wegen ihres arbeitsscheuen oder liederlichen Verhaltens ein nichtsnutzes, unwirtschaftliches oder ungeordnetes Leben führen …
3. die aufgrund ihres Persönlichkeit und Lebensführung erkennen lassen, dass sie schwere Straftaten begehen werden.“
Als Erkennungszeichen mussten diese „Gemeinschaftsfremden“ einen Schwarzen Winkel tragen. In den folgenden Jahren fanden immer wieder reichsweit organisierte Aktionen gegen sogenannte Gemeinschaftsfremde statt, die auch in Bremen zu Festnahmen von Wohnungslosen, Bettlern, Arbeitslosen und säumigen Unterhaltszahlern führten.
1936 wurde mit der Errichtung von 84 Erziehungswohnungen auf dem staatlichen Grundstück zwischen den Wohnhäusern in der ehemaligen Straße Hashude und dem Gelände des Neustädter Gaswerks begonnen. Ab März 1938 war dies eine „Wohnungsfürsorgeanstalt“, in der lt. bremischer Wohlfahrtsbehörde „gemeinschaftsfeindliche Elemente an ein geordnetes Leben gewöhnt werden“ und dort erleben sollten, dass „die strenge Zucht…..ihre Wirkung nicht verfehlte“. Weil die Wohlfahrtsbehörde jedoch nach Meinung des Rechnungshofes des Deutschen Reiches diesbezüglich keine Erfolge aufweisen konnte, empfahl er die Schließung , die allerdings erst 1940 erfolgte. Inzwischen gab es andere Einrichtungen zur „Erziehung“ von sog. „Asozialen“ (Nazi-Jargon): sie verschwanden aus den Wohngebieten und wurden in Lager überführt, die Männer z.T. auch zur Wehrmacht eingezogen um dort diszipliniert zu werden.
Hierzu auch Beschreibung des Stadtrundgangs im: Zeitungsartikel vom 26.07.2007
Veröffentlicht am 31. Januar 2011 und aktualisiert am 21. Januar 2016