Der zur Entnazifizierung von der US-Militärregierung eingesetzte öffentliche Kläger ging in Bremen von 470 Hauptschuldigen aus. In der Spruchkammer waren es nur noch 40 (8.5%) und nach der Berufung blieben lediglich 25 übrig. Darunter befanden sich keine Politiker oder Wirtschaftsführer, nur noch „Kriminelle“ und der Landesbischof von Bremen. Dazu wurden auch die KZ-Wächter aus Mißler und Ochtumsand gezählt, ebenso die Beteiligten am Judenpogrom in Bremen.
Nicht aber der vor dem Nürnberger Militärgerichtshof im Einsatzgruppen-Prozess als Kriegsverbrecher verurteilte ehemalige Leiter der Bremer Gestapo Erwin Schulz (von 13.11.1933 bis 1939 Chef der Gestapo in Bremen), der als Brigadeführer und Generalmajor zum Chef des Amtes I (Personal) aufstieg und mit den sogenannten Einsatzgruppen am Massenmord in Ost-Europa beteiligt war. Selbst dieser „Hauptschuldige“ wurde nach einer Intervention des ehemaligen Chefredakteurs und SPD-Reichstagsabgeordneten Alfred Faust, sowie dem Ersten Bürgermeister Wilhelm Kaisen und dem Senator Adolf Ehlers aus der Haft entlassen. „Als ehrenwerter, geradliniger und charakterfester Mensch“ (so Schulz´ Selbstdarstellung von 1954) erhielt dieser verurteilte Hauptkriegsverbrecher nach seiner vorzeitigen Entlassung seine Bremer Dienstbezüge und bis zu seiner Pensionierung ein Übergangsgeld. Von seiner Entschädigung für die Kriegsgefangenschaft konnte Schulz sich schuldenfrei und unbelästigt in Bremen wieder einrichten.
Liste der 1933 im KZ Ochtumsand Inhaftierten
Veröffentlicht am 20. September 2010 und aktualisiert am 29. November 2022
Ein Hinweis zu “Hauptkriegsverbrecher vorzeitig mit vollen Bezügen entlassen”