Her­bert Breid­bach: in Kriegs­ge­fan­gen­schaft zum An­ti­fa­schis­ten ge­wor­den

"Herbert Breidbach", Photo: Gerbracht
31. De­zem­ber 1942
Her­mann­stra­ße 88, Bre­men

Her­bert Breid­bach (24.05.1921 – 03.04.2016) ist ein Neu­städ­ter Ur­ge­stein. Er wur­de ge­bo­ren in der Her­mann­stra­ße 88  und dort hat er, bis auf die we­ni­gen Jah­re in dem das Haus von Bom­ben­an­grif­fen zer­stört war, sein gan­zes wei­te­res Le­ben ver­bracht. Die Grund­schu­le be­sucht er in der Kant­stra­ße, nur we­ni­ge Me­ter von sei­nem El­tern­haus ent­fernt. Die Schu­le be­sucht er ge­mein­sam mit  Alfred Bostelmann, der in der Kant­stra­ße wohnt. Bo­stel­mann wird 1943 von ei­nem Kriegs­ge­richt zum Tode ver­ur­teilt, weil er als Zeu­ge Je­ho­vas den Wehr­dienst ver­wei­gert.
Spä­ter macht Breit­bach eine kauf­män­ni­sche Aus­bil­dung, die er er­folg­reich ab­schließt. 1940 wird er zum Reichs­ar­beits­dienst ein­ge­zo­gen, 1941 in der Wehr­macht. Nur we­ni­ge Mo­na­te spä­ter geht es be­reits an die Front in der So­wjet Uni­on. In sei­nen Brie­fen an die El­tern und Groß­mut­ter, die größ­ten­teils er­hal­ten ge­blie­ben sind, be­schreibt er sei­ne Er­leb­nis­se im be­setz­ten Land. Am 10.05.1942, also kurz nach sei­nem 21. Ge­burts­tag, wird Breid­bach schwer ver­wun­det durch ei­nen Gra­nat­split­ter. Nach sei­ner Ge­ne­sung geht es wie­der zu­rück an die Front.
Ende De­zem­ber 1942 wird er auf dem Kau­ka­sus von so­wje­ti­schen Trup­pen ge­fan­gen ge­nom­men. Als Kriegs­ge­fan­ge­ner wird er in ver­schie­de­ne La­ger un­ter­ge­bracht, in de­nen die Häft­lin­ge schwe­re kör­per­li­che Ar­beit leis­ten müs­sen. Die Le­bens­um­stän­de in den La­gern sind sehr schwer. Erst 1947 wird es ihm ge­lin­gen, die El­tern in Bre­men über sei­ne Ge­fan­gen­schaft zu in­for­mie­ren.
In den La­gern be­kommt er Kon­takt zu sog. An­ti­fa Leu­ten, meist Kom­mu­nis­ten,  die un­ter den Häft­lin­gen eine an­ti­fa­schis­ti­sche Auf­klä­rungs­ar­beit leis­ten. Sie spre­chen ihn ge­zielt an, ob er eine An­ti­fa Schu­le be­su­chen möch­te. Hier wird er mit mar­xis­ti­schen Theo­ri­en kon­fron­tiert und wird un­ter­rich­tet in der Ge­schich­te der deut­schen und rus­si­schen Ar­bei­ter­be­we­gung. In der An­ti­fa Schu­le wird Her­bert Breid­bach zum be­wusst po­li­ti­schen Men­schen, den er sein rest­li­ches Le­ben blei­ben wird. Ende No­vem­ber 1947 kehrt Her­bert Breit­bach zu­rück zu sei­nen El­tern in die Neu­stadt. In Bre­men wird er, nicht zu­letzt auf Grund sei­ner Er­fah­run­gen in der Ge­fan­gen­schaft, aber auch der An­ti­fa-Schu­le, Mit­glied der KPD, für die  er ab 1950 haupt­be­ruf­lich tä­tig sein wird. 1952 hei­ra­tet er sei­ne Inge, geb. Be­cker, mit der er im frisch re­no­vier­ten Haus in der Her­mann­stra­ße ein­zieht. Ge­mein­sam be­kom­men sie 2 Söh­ne, Mi­cha­el und Pe­ter.

Quelle: „Die Breid­bachs – Le­bens­lang po­li­tisch ak­tiv“ von Mar­lies Bö­ner-Zol­len­kopf, Kell­ner-Ver­lag Bre­men

Veröffentlicht am und aktualisiert am 29. November 2022

Ein Hinweis zu “Herbert Breidbach: in Kriegsgefangenschaft zum Antifaschisten geworden”

  1. Her­bert Breid­bach ge­stor­ben

    Uns er­reich­te eben die trau­ri­ge Nach­richt, dass Her­bert Breid­bach am Sonn­tag, 3. April 2016, ge­stor­ben ist. Her­bert war über Jahr­zehn­te in der Frie­dens­be­we­gung ak­tiv und en­ger Weg­be­glei­ter des Bre­mer Frie­dens­fo­rums. Herz­li­ches Bei­leid!

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