Hermann Littmann wurde am 31.12.1874 in Kalusz/Galizien geboren. Der gut situierte Geschäftsmann polnischer Nationalität und jüdischer Religion kam 1920 mit seinem Sohn Kiwa nach Bremen, kaufte in der Dennewitzstraße 24 (heute Johann-Kühn-Straße 24) ein Haus mit drei Wohnungen und eröffnete ein Kolonialwarengeschäft. Die Erteilung einer Aufenthaltsgenehmigung lehnte die Polizeidirektion Bremen im März 1921 zunächst ab. Darauf bezog er eine Wohnung mit drei Zimmern in dem von ihm gekauften Haus gemeinsam mit seiner Frau Rachela, geb. Popper, geb. am 18.12.1878 in Kalusz, den beiden Söhnen Leon und Kiwa sowie den Töchtern Rosa und Fanny. Die beiden anderen Wohnungen wurden vermietet.
Bald betrieb die Familie in Gröpelingen eine gut gehende Marinieranstalt einen Heringsgroßhandel und ein Ladengeschäft. Sie beschäftigen dort mehrere Frauen, darunter die Vorarbeiterin Maria Scharf. Am 1. April 1933 wurde das Geschäft von SA und SS umstellt und mit Boykott- und Hassparolen beschmiert. Den beiden Söhnen Leon (Jahrgang 1908) und Kiwa (Jahrgang 1902) gelang Ende 1936 die Auswanderung nach Philadelphia/USA. Am 27. Oktober 1938 verfügten die Bremer Behörden die Ausweisung der Familie Littmann nach Polen.
„Ich weiß, dass man die Eheleute so aus der Wohnung oder aus dem Laden weggeholt hat, wie sie waren, ohne dass sie irgendetwas mitnehmen konnten. Frau Littmann hatte beispielsweise nur Hausschuhe an,“ sagte Charlotte Lange 1957 gegenüber dem Amt für Wiedergutmachung aus. Verwaltung von Wohnung und Waren wurden für zwei Wochen ihrer Vorarbeiterin Marie Scharf übertragen. Sparkassenbuch, Wertgegenstände, Uhren und Bargeld der Familie Littmann wurden von der Polizei eine Woche später bei einer Hausdurchsuchung beschlagnahmt. Charlotte Lange erhielt die Schlüssel und sollte den Haushalt der Littmanns auflösen und ihre Steuerschulden begleichen. Dazu bekam sie von Hermann Littmann Vollmachten zugeschickt. Persönliche Dinge der Familie schicket sie über Spediteur Wilhelm Rosebrock nach Polen. Dort kamen sie nie an. Der letzte Brief aus Kalusz an Charlotte Lange datiert vom 9.10.1940. Firma Hartjen & Lampe mietete über Rechtsanwalt Dr. Galperin Haus und Grundstück für gewerbliche Zwecke.
Laut Erklärung des Vorsitzenden der Israelitischen Gemeinde, Carl Katz, wurden Hermann Littmann, seine Frau Rachela sowie Tochter Fanny 1942 in ein Vernichtungslager im Osten deportiert und kehrten nicht wieder zurück. Am 30.3.1957 wurden sie vom Amtsgericht Bremen für tot erklärt.
Die Tochter Rosa Littmann entging der Deportation 1942 durch Heirat mit einem sowjetischen Offizier. Sie lebte zuletzt in Riga und ist verstorben. Ihre Tochter war nach Deutschland übersiedelt, wo sie in erbärmlichen Verhältnissen lebte, wie Frau Hannelore Engeln erzählte, die mit ihr in Kontakt steht. Eine Pressemeldung hatte zur Folge, dass Frau Rolf anrief und schilderte, welch tiefen Eindruck Hermann Littmann auf sie als kleines Mädchen hinterließ. Er zeigte den Schulkindern die kleine Fabrik. Mit Fanny Littmann verband sie Gesangstunden.