Als 1975 für die Einfahrt zur Sportschule ein Teil des alten Weserdeiches abgetragen wurde, wurden an dieser Stelle drei nebeneinanderliegende Skelette freigelegt. Die Zeitzeugen Heini Reichel und Willy Hundertmark von der VVN-BdA in Bremen, begaben sich nach Erscheinen der Pressemeldung über Skelettfunde im Weser Kurier sofort zur Fundstelle. Diese war zwar nicht mehr vorhanden, aber die Arbeiter bestätigten übereinstimmend den Fund.
Eine Befragung der Parzellenbewohner ergab die Bestätigung, dass in dem Komplex der Sportschule während der NS-Zeit französische Zwangsarbeiter untergebracht waren. Da hier offensichtlich drei Personen einfach verscharrt worden waren, beantragte die VVN-BdA eine gerichtliche Untersuchung, ob hier ein Verbrechen vorlag oder nur einfach aus Bequemlichkeit gehandelt worden war. Das wurde mit der Begründung abgelehnt, die Knochen stammten vom ehemaligen Friedhof, auf dem sich zu der Zeit das Arbeitsamt befand, mit dessen Erde der Weserdeich aufgeschüttet worden sei. Selbst auf den Hinweis, dass es unmöglich wäre, dass bei den Erdbewegungen drei vollständige Skelette und das noch nebeneinander, zu liegen kommen, wurde geantwortet, eine Untersuchung der Knochen habe ergeben, sie wären vom Bremer Friedhof.
Inzwischen ist belegt, dass in den Gebäuden, die zum riesigen Sportgelände gehörten, das in der Zeit von 1937-1938 auf dem Stadtwerder angelegt wurde, ab 1942 Kriegsgefangenen untergebracht waren.
Ursprünglich dienten die Anlagen, die Ende Oktober 1938 vom regierenden Bürgermeister und SA-Gruppenführer Johann Böhmker feierlich eröffnet wurden, der „Leibeserziehung“ der Bevölkerung. Diese „Leibeserziehung“ war ganz im Sinne der Aufrüstungspläne der Nationalsozialisten, denn es wurden zukünftig wehrtüchtige Soldaten gebraucht. Auf dem Gelände befanden sich u.a. 16 Sportplätze, 4 Tennisplätze, ein Faustballplatz, eine Sprungbahn, eine Kampfbahn und zwei Schießstände. Im Gebäudekomplex waren auch Unterbringungsmöglichkeiten für Sportler/innen eingerichtet. Im Notfall konnten im Komplex aber bis zu 4.000 Menschen untergebracht werden. Insofern fiel wohl die Wahl auf die Gebäude, als eine Unterbringungsmöglichkeit für Kriegsgefangenen gesucht wurde.
Das Kriegsgefangenenlager „Sporthalle Stadtwerder“ hatte die Bezeichnung „1236“ und gehörte als Außenkommando zum Stalag Xc in Nienburg. Die Kriegsgefangenen wurden gezwungen in bremischen Betrieben zu arbeiten. Es waren neben französischen auch belgische und serbische Zwangsarbeiter.
Die Ursachen für den Tod und das anschließende Verscharren der Leichen der drei Franzosen können wahrscheinlich nicht mehr geklärt werden.
Heute befindet sich an der Stelle der ehem. Sporthalle die Jugendbildungsstätte Lidice-Haus . Seit dem 8. Mai 2019 erinnert ein Mahnmal der IG Metall Bremen vor der Jugendbildungsstätte sowie eine am 21. Dezember 2019 aufgestellte DENKORTE Stele an das Schicksal der ausländischen Kriegsgefangene.
Veröffentlicht am 24. Juni 2010 und aktualisiert am 29. November 2022