Jüdische Bevölkerung in Bremen

Das Bild zeigt ein Mahnmal zum Gedenken an die Zerstörung der Aumunder Synagoge
Mahnmal zum Gedenken an die Zerstörung der Aumunder Synagoge
Das Bild zeigt eine Gedenktafel für die ermordeten Juden in Bremen Nord
Gedenktafel Synagoge Vegesack
10. November 1938
Kolpingstraße (früher Gartenstraße) 6, Bremen

Vermutlich haben sich erst in napoleonischer Zeit jüdische Bewohner in Bremen dauerhaft niedergelassen, denn seit ca. 1600 bestand hier für sie ein striktes Niederlassungsverbot, das bis 1803 Gültigkeit hatte. Zeitweilig durften jüdische Händler nicht einmal tagsüber die Stadt betreten, um ihre Waren anzubieten. Anders war es im heutigen Stadtteil Hastedt, der bis Anfang des 19.Jahrhunderts zum Königreich Hannover gehörte. Dort erhielt bereits 1785 Hesekiel Alexander die Erlaubnis, sich als Schutzjude ansiedeln zu dürfen.

Die Israelitische Gemeinde Bremen wurde 1803 gegründet. Zu ihrem ersten Vorsteher wurde 1813 Bendix Gumpel Schwabe aus Aumund gewählt. Ohne Frauen und Kinder wurden der Steuerbehörde seinerzeit 28 Gemeindemitglieder gemeldet. 1863 erhielt die Israelitische Gemeinde die Rechte einer juristischen Person. 1896 wurde der erste bremische Rabbiner Dr. Leopold Rosenak eingestellt. In der Folge etablierte sich eine Gemeinde mit vielfältigen Aufgaben: u.a. wurden ein Kranken-Wohltätigkeits-Verein, ein Frauenverein sowie ein Jugendverein gegründet, es wurden eine Ritual-Badeanstalt, eine Synagoge und eine Friedhofskapelle eingerichtet. 1925 wurde das Altersheim in Gröpelingen eingeweiht.

Die Haupt­syn­ago­ge be­fand sich in der Gartenstraße 6 (heute Kol­ping­stra­ße). Eine wei­te­re klei­ne­re, gut 100 Be­su­cher fas­sen­de Syn­ago­ge, stand im Orts­teil Au­mund. Die Ge­mein­de be­saß mit dem Jüdischen Friedhof in der Has­ted­ter Deich­bruch­stra­ße auch eine ei­ge­ne Be­gräb­nis­stät­te. Die jüdische Gemeinde zähl­te 1933 lt. Volkszählung 1.314 Mit­glie­der, 1939 waren es nur noch 684.

Wie im ge­sam­ten Deut­schen Reich wur­den die Ju­den auch hier dis­kri­mi­niert und ver­folgt. We­ni­ge Wo­chen nach der Macht­über­nah­me durch die NS­DAP kam es be­reits zu of­fe­nen An­fein­dun­gen, die am 1. April 1933 in ei­nem von der SA or­ga­ni­sier­ten und über­wach­ten Boykott jüdischer Geschäfte gip­fel­ten. In der Pogromnacht am 9./10. November 1938 wurden fünf Personen ermordet, Geschäfte demoliert und geplündert sowie die beiden Synagogen und die Friedhofskapelle niedergebrannt. 178 Männer wurden in das KZ Sachsenhausen eingewiesen. 1941 begannen die Deportationen, am 18. November 1941 ins Ghetto Minsk , am 23. Juli 1942 und am 14. Februar 1945 ins Ghetto Theresienstadt. Insgesamt sind 3.733 Personen in einem Erinnerungsbuch aufgeführt, die als Zugehörige zur jüdischen Glaubensgemeinschaft oder nach Kriterien der nationalsozialistischen Rassegesetzgebung als Juden verfolgt wurden. 765 Männer und Frauen wurden davon in Lagern ermordet. 1.034 Menschen konnten rechtzeitig emigrieren.

Katalog anti-jüdischer Maßnahmen in Bremen

Quellen:

  • Max Markreich, Geschichte der Juden in Bremen und Umgegend, Schriftenreihe „Erinnern für die Zukunft e.V.“, Bd. 1, Bremen 2003
  • Peter Meier-Hüsing, Israelitische Gemeinde. In: ders., Religiöse Gemeinschaften in Bremen. Ein Handbuch, Marburg, 1990, S. 13-17
  • Günther Rohdenburg, Karl-Ludwig Sommer, Erinnerungsbuch für die als Juden verfolgten Einwohner Bremens, Kleine Schriften des Staatsarchivs Bremen Nr. 37, Bremen 2006
Veröffentlicht am und aktualisiert am 24. Februar 2021

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