Karl Metz: Aus­ge­grenzt aus der „deut­schen Volks­ge­mein­schaft“

karl-metz
22. No­vem­ber 1943
Os­ter­hol­zer Heer­str. 32 - 34, Bre­men-Os­ter­holz

Karl Metz war so ge­nann­ter Bes­sa­ra­bi­en­deut­scher und wur­de 1888 in Ta­ru­ti­no (heu­te Ta­ru­ty­ne in der süd­li­chen Ukrai­ne) ge­bo­ren.
Er war ge­lern­ter Tisch­ler und wur­de im Ers­ten Welt­krieg als Sol­dat ein­ge­zo­gen. 1916 ge­riet er in Kriegs­ge­fan­gen­schaft, aus der er erst zwei Jah­re nach Ende des Ers­ten Welt­kriegs, 1920, ent­las­sen wur­de. Zu­sam­men mit sei­ner Frau Do­ro­thea hat­te er eine Toch­ter, die Fa­mi­lie leb­te in Bre­men.
Nach sei­ner Ent­las­sung aus der Kriegs­ge­fan­gen­schaft schloss Karl Metz sich der KPD an. Mit der Macht­er­grei­fung Adolf Hit­lers 1933 und der da­mit ein­set­zen­den Aus­schal­tung der op­po­si­tio­nel­len Par­tei­en und po­li­ti­schen Or­ga­ni­sa­tio­nen, war auch Karl Metz von den da­mit ver­bun­de­nen Re­pres­sio­nen be­trof­fen. Die Kom­mu­nis­ti­sche Par­tei Deutsch­lands und ihre Un­ter- und Ne­ben­or­ga­ni­sa­tio­nen, die seit dem Früh­jahr 1932 ver­stärk­ten po­li­zei­li­chen Kon­troll­maß­nah­men un­ter­wor­fen wa­ren, soll­ten nach der Über­zeu­gung der neu­en Macht­ha­ber so schnell wie mög­lich ver­nich­tet wer­den.
Le­gi­ti­miert durch die am 28. Fe­bru­ar 1933 er­las­se­ne so­ge­nann­te Reichs­tags­brand­ver­ord­nung nah­men die Maß­nah­men ge­gen po­li­ti­sche Geg­ner ste­tig zu, es kommt zur Ein­rich­tung von „Ar­beits­er­zie­hungs­la­gern“.

Durch sei­ne Mit­glied­schaft in der KPD galt Karl Metz im Drit­ten Reich au­to­ma­tisch als ver­däch­tig und hat­te so­mit im­mer wie­der Pro­ble­me mit der ge­hei­men Staats­po­li­zei (Gestapo) in Bre­men, da man ihm kom­mu­nis­ti­sche Pro­pa­gan­da vor­warf. 1943 mach­te Karl Metz zu­sam­men mit sei­ner Toch­ter eine Ur­laubs­rei­se nach El­lernitz (Kreis Zuckau/​Dan­zig), wo sie bei Ver­wand­ten wohn­ten. Wäh­rend die­ses Auf­ent­halts wur­de Karl Metz ver­haf­tet, nach­dem ihn der eben­falls bes­sa­ra­bi­en­deut­sche Bau­er K., der als Um­sied­ler in El­lernitz an­säs­sig war, de­nun­ziert hat­te.
Der Vor­wurf lau­te­te „Wehr­kraft­zer­set­zung“ (*sie­he un­ten), da Karl Metz auf den Gruß „Heil Hit­ler“ mit „Hier grüßt man mit ‚Gu­ten Tag’“ re­agiert ha­ben soll. Als wei­te­re Be­las­tungs­zeu­gin ne­ben K. wur­de auch eine Schwes­ter von Karl Metz be­ru­fen. Zwi­schen Au­gust und No­vem­ber 1943 war Karl Metz in­haf­tiert, erst in Dan­zig und an­schlie­ßend in Ber­lin Plöt­zen­see.
Am 22. Ok­to­ber 1943 wur­de er in ei­nem von Ro­bert Freis­ler, dem Prä­si­den­ten des von der NS­DAP ab­hän­gi­gen Volks­ge­richts­hofs, ge­lei­te­ten Ge­richts­ver­fah­ren am Volks­ge­richts­hof in Ber­lin we­gen so ge­nann­ter „Wehr­kraft­zer­set­zung“ und da­mit ein­her­ge­hen­der „Feind­be­güns­ti­gung“ zum Tode ver­ur­teilt. Sei­ne Hin­rich­tung er­folg­te am 22. No­vem­ber 1943 in Ber­lin Plöt­zen­see. Das Grab von Karl Metz be­fin­det sich auf dem Feld K (s. Friedhofsplan), lin­ker­hand vom gro­ßen Sand­stein­re­lief.

*Kriegssonderstrafrechtsverordnung (KSSVD) vom 17. August 1938
§ 5 Zer­set­zung der Wehr­kraft
(1) We­gen Zer­set­zung der Wehr­kraft wird mit dem Tode be­straft:
1: wer öf­fent­lich dazu auf­for­dert oder an­reizt, die Er­fül­lung der Dienst­pflicht in der deut­schen oder ei­ner ver­bün­de­ten Wehr­macht zu ver­wei­gern, oder sonst öf­fent­lich den Wil­len des deut­schen oder ver­bün­de­ten Vol­kes zur wehr­haf­ten Selbst­be­haup­tung zu läh­men oder zu zer­set­zen sucht;
2: wer es un­ter­nimmt, ei­nen Sol­da­ten oder Wehr­pflich­ti­gen des Be­ur­laub­ten­stan­des zum Un­ge­hor­sam, zur Wi­der­set­zung oder zur Tät­lich­keit ge­gen ei­nen Vor­ge­setz­ten oder zur Fah­nen­flucht oder un­er­laub­ten Ent­fer­nung zu ver­lei­ten oder sonst die Manns­zucht in der deut­schen oder ei­ner ver­bün­de­ten Wehr­macht zu un­ter­gra­ben;
3: wer es un­ter­nimmt, sich oder ei­nen an­de­ren durch Selbst­ver­stüm­me­lung, durch ein auf Täu­schen be­rech­ne­tes Mit­tel oder auf an­de­re Wei­se der Er­fül­lung des Wehr­diens­tes ganz, teil­wei­se oder zeit­wei­se zu ent­zie­hen; (2) In min­der schwe­ren Fäl­len kann auf Zucht­haus oder Ge­fäng­nis er­kannt wer­den.

Aus: Materialien zur Friedenserziehung Mit freundlicher Genehmigung des Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. Landesverband Bremen.

Veröffentlicht am und aktualisiert am 18. Februar 2024

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