Kin­der­land­ver­schi­ckung per Schiff

27. Juni 1943
Bgm. Smidt Brü­cke 1, Bre­men

Am 27.06.1942 wur­den ca. 200 bre­mi­sche Kin­der an der da­ma­li­gen Kai­ser Brü­cke (jetzt Bgm. Smidt Brü­cke) auf den Rad­damp­fer „Fürst Bis­marck“ ein­ge­schifft. Mit die­ser sog. Kin­der­land­ver­schi­ckung soll­ten die Kin­der, die meist aus den Ar­bei­ter­vier­teln Has­tedt, Grö­pe­lin­gen und Wal­le stamm­ten, auf dem Land in Si­cher­heit ge­bracht wer­den. Grund wa­ren die vie­len Bom­bar­de­ments der al­li­ier­ten Streit­kräf­te auf die­se Vier­tel, denn hier be­fan­den sich für die deut­sche Wehr­macht kriegs­wich­ti­ge In­dus­trie­an­la­gen. Mit dem Schiff fuh­ren die Kin­der drei Tage lang über Nien­burg und Vlo­tho bis zu ih­rem Be­stim­mungs­ort, das Kin­der­land­ver­schi­ckungs­la­ger in Men­ge­ring­hau­sen bei Kas­sel. Bis zum 25.08.1944 blie­ben sie in die­sem La­ger. Von dort wur­den sie je­doch nicht nach Hau­se, son­dern wei­ter nach Frei­berg in Sach­sen ver­legt. Erst im Früh­jahr 1945 soll­ten sie nach Bre­men zu­rück­keh­ren.

Wie den Kin­dern vom Rad­dämp­fer „Fürst Bis­marck“ ging es da­mals in Bre­men vie­len Kin­dern. Ohne ih­rer El­tern wur­den sie für län­ge­re Zeit, des­sen Dau­er sie nicht ahn­ten, weit von Bre­men zu frem­den Leu­ten ge­bracht. Ge­naue Zah­len sind nicht be­kannt. Sie wur­den nicht nur in La­gern, son­dern häu­fig auch bei Pri­vat­per­so­nen un­ter­ge­bracht. Man­cher Bau­er freu­te sich über die ju­gend­li­chen „Stall­knech­ten“, die ihm plötz­lich aus Bre­men kos­ten­los an­ge­bo­ten wur­den. Schließ­lich stan­den die meis­ten Knech­ten, die nor­ma­ler­wei­se bei ihm ar­bei­te­ten, an der Front.

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Ein Hinweis zu “Kinderlandverschickung per Schiff”

  1. Walter Meier sagt:

    Ein ge­nau­es Da­tum mei­ner Ab­rei­se von Bre­men weiß ich nicht mehr.Etwa 1943.
    In die­sem Jahr kam ich in das KLV-La­ger in Ma­b­er­zell bei Ful­da. Es war ein ehe­ma­li­ges Non­nen-Klos­ter. Ei­ni­ge Non­nen wa­ren noch da und be­sorg­ten Haus und Kü­che für uns.
    Dort­hin fuh­ren wir von Bre­men aus auf der We­ser mit dem Rad­damp­fer „Fürst Bis­mark“.
    Am ers­ten Tag tra­fen wir uns mor­gens auf dem An­le­ger an der Kai­ser­brü­cke. Ei­ni­ge un­ent­weg­te ka­men so­gar in Uni­form. Ich hat­te die mei­ni­ge im Kof­fer. Dann nach Auf­zäh­lung al­ler Na­men gings auf das Schiff. Es war eine aben­teu­er­li­che Fahrt die We­ser hin­auf. Mor­gens wenn es noch kühl auf dem Was­ser war, tra­fen sich die Früh­auf­ste­her rund um den war­men Schorn­stein und wir be­wun­der­ten den be­gin­nen­den Tag. Der Ne­bel über den Wie­sen mit den Kü­hen, die bis zum Bauch dar­in stan­den. Die Schwal­ben, die dicht über dem Was­ser da­hin­flo­gen nach Fut­ter su­chend, und dann die Son­ne, die weit weg als klei­ner ro­ter Ball aus dem Ne­bel auf­stieg. Ein­mal hat­te das Schiff ei­nen Ma­schi­nen­scha­den. Es war plötz­lich still und wir trie­ben quer zum Fluß lang­sam die We­ser wie­der zu­rück. Es war aber ohne wei­te­ren Scha­den bald be­ho­ben und wei­ter ging die Fahrt.
    Abends schlie­fen wir bei Bau­ern in Scheu­nen und am Ende der Fahrt in Karls­ha­fen, wur­den wir bei Fa­mi­li­en ein­quar­tiert. Ich kam zu ei­ner freund­li­chen Fa­mi­lie und zum Abend gab es küh­le Frucht­sup­pe, die mir nach dem lan­gen hei­ßen Tag auf dem Schiff gut be­kam. Wir hat­ten uns viel zu er­zäh­len.
    Am an­de­ren Tag fuh­ren wir mit dem Zug in ein Sam­mel­la­ger nach Bad Salz­sch­lirf. Dort wa­ren wir ein paar Tage und ich kam zu­sam­men mit mei­ner Schul­klas­se nach Ma­b­er­zell.

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