Kri­mi­nal­kom­mis­sar Jo­hann „Hans“ Stö­ver zum Tode ver­ur­teilt in den Nie­der­lan­den

Hans Stöver in SS-Uniform (Untersturmführer) 1944
1. April 1933
Am Wall 201, Bre­men

Als Jo­hann Fried­rich (ge­nannt Hans) Stö­ver (ge­bo­ren 9. Au­gust 1899) 1981 in Bre­men starb, hat­te er für sei­nen An­teil an der Ver­fol­gung von po­li­ti­schen Geg­nern und jü­di­schen Bür­gern in den Nie­der­lan­den kaum ge­büßt, ob­wohl er 1950 dort zum Tode ver­ur­teilt wur­de.
Stö­ver trat 1919 der Po­li­zei in Bre­men bei. 1933 kam er zur Kri­po, die ih­ren Dienst­sitz im Po­li­zei­haus am Wall 201 hat­te.
Di­rekt nach der Be­set­zung der Nie­der­lan­de in Mai 1940, wur­de Stö­ver ab­kom­man­diert nach Düs­sel­dorf, wo er ei­nem Ein­satz­kom­man­do zu­ge­teilt wur­de. Die­ses wur­de nach As­sen ver­legt, aber nach des­sen Auf­lö­sung ging Stö­ver zur Si­cher­heits­po­li­zei in Den Haag.
Nur 4 Mo­na­te spä­ter wur­de er zum Un­ter­sturm­füh­rer und ers­ter La­ger­kom­man­dant des Po­li­zei­li­chen Durch­gangs­la­gers Scho­orl be­nannt, ob­wohl er dies­be­züg­lich kei­ne Er­fah­run­gen auf­wei­sen konn­te. Das La­ger in Scho­orl, in ei­nem Dü­nen­ge­biet im Wes­ten des Lan­des ge­le­gen, wur­de Ok­to­ber 1941 auf­ge­löst.
Stö­ver wur­de nun SS-Schutz­haft­la­ger­füh­rer im Po­li­zei­li­chen Durch­gangs­la­ger Amers­fo­ort. Hier wa­ren haupt­säch­lich po­li­ti­sche Ge­fan­ge­ne un­ter­ge­bracht, aber auch Ju­den, Zwangs­ar­beits­ver­wei­ge­rer, Be­rufs­ver­bre­cher und so­gar eine Ein­heit us­be­ki­scher Kriegs­ge­fan­ge­ner der So­wjet-Ar­mee. Von der letzt­ge­nann­ten Grup­pe, ins­ge­samt 101, leb­ten im April 1942 noch 77. Sie wa­ren un­ter­ernährt und krank. Dar­auf­hin wur­den sie er­schos­sen und in ei­nem Mas­sen­grab ver­scharrt.
Es ist be­kannt, dass Stö­ver im La­ger Amers­fo­ort ver­ant­wort­lich war für Hin­rich­tun­gen, Fol­ter und au­ßer­dem hat er den Häft­lin­gen Es­sen vor­ent­hal­ten, das er der ei­ge­nen Trup­pe zur Ver­fü­gung ge­stellt hat. Ei­gen­hän­dig er­schlug er nach Aus­sa­ge ei­nes Häft­lings vor Ge­richt ei­nen Häft­ling mit ei­nem Stock.
1943 schied Stö­ver aus dem Dienst in Amers­fo­ort aus und ging zu­rück zur Si­cher­heits­po­li­zei in Den Haag. Dort war er u. a. be­tei­ligt an Exe­ku­tio­nen von po­li­ti­schen Ge­fan­ge­nen, meist Wi­der­stands­kämp­fern, aber auch von Zi­vil­per­so­nen, die in Gei­sel­haft ge­nom­men wor­den wa­ren. Nach ei­ner von ihm ge­lei­te­ten Exe­ku­ti­on in Za­an­dam tö­te­te Stö­ver selbst die noch le­ben­den Op­fer mit ei­nem Na­cken­schuss.

Aus den oben­ge­nann­ten Grün­den wür­de Stö­ver 1949 von ei­nem nie­der­län­di­schen Ge­richt zu ei­ner le­bens­läng­li­chen Haft­stra­fe ver­ur­teilt. Das Ur­teil wur­de an­ge­foch­ten und nun wur­de Stö­ver 1950 in zwei­ter In­stanz zum Tode ver­ur­teilt.
1951 wur­de Stö­ver je­doch be­gna­digt, weil die Nie­der­lan­de in­zwi­schen die To­des­stra­fe ab­ge­schafft hat­te. Statt­des­sen ver­brach­te er sei­ne Haft, ge­mein­sam mit an­de­ren ver­ur­teil­ten NS-Tä­tern, dar­un­ter die ehem. Bre­mer Po­li­zis­ten Johann Mechels, Otto Lan­ge und Fried­rich Bell­mer, in Bre­da.
No­vem­ber 1960 wur­de Stö­ver aus der Haft ent­las­sen und kehr­te zu­rück in sei­ne Hei­mat­stadt Bre­men. Dort be­müh­te er sich um eine Nach­zah­lung sei­ner Be­am­ten­pen­si­on, die ihm aber nach ei­nem von ihm an­ge­streb­ten Pro­zess ver­sagt blieb.

Quellen:
Karl Schnei­der: „Aus­wärts ein­ge­setzt“
Ge­ral­di­en von Fri­j­tag Drab­be Kün­zel: „Kamp Amers­fo­ort“ (Nie­der­län­di­sche Aus­ga­be)

Veröffentlicht am und aktualisiert am 29. November 2022

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