Sicherlich wird man nicht behaupten können, dass ohne die Raketentests von Albert Püllenberg im Bremer Blockland die Nazis wahrscheinlich ihre Geheimwaffe, die V2 Raketen, nicht hätten entwickeln können. Tatsächlich aber waren zwei exponierte Raketenpioniere, die 1935 bis 1938 private Experimente mit Raketenmotoren und -treibstoffen im Blockland unternahmen, später als Ingenieure an der Heeresversuchsanstalt Peenemünde tätig. Hier entwickelten sie unter der Leitung von Wernher von Braun Raketenwaffen. Bei den beiden experimentierfreundlichen Männer handelte sich um die Ingenieure Albert Püllenberg (03.07.1913 in Ulm geboren, gestorben am 08.04.1991 in Neu-Ulm) und Konrad Dannenberg (05.08.1912 in Weißenfels, gestorben 16.02.2009 in Huntsville/USA).
Püllenberg hatte in Hannover und Bremen Maschinenbau studiert und gründete in Hannover 1931 die „Gesellschaft für Raketenforschung“. Als er eine Stelle bei der Deschimag erhielt, zog er nach Bremen. Bei der Deschimag beschäftigte er sich hauptberuflich mit der Entwicklung von Motoren, aber in seiner Freizeit baute er kleine Raketen, die er im Blockland nahe am Wümmedeich erprobte. Püllenberg und zeitweise auch Dannenberg, den er vom Studium in Hannover kannte, bauten einen kleinen Raketenteststand , den sie im sog. Kocks-Busch, in der Nähe des Bauernhofs von Dietrich Garbade, aufstellten. Dort zündeten und testeten sie eine Reihe von Raketenmotoren bis die Gestapo diese privaten Experimente wiederholt verbot.
Doch die Waffenentwickler der Wehrmacht (in Person von Major Dornberger vom Heereswaffenamt) hatten großes Interesse an dem Wissen der jungen Tüftler und so wurden Püllenberg und später Dannenberg nach Peenemünde zwangseingezogen. In Peenemünde wurden, streng abgeschirmt von der Öffentlichkeit, neue Raketenwaffen entwickelt, mit denen der Krieg zu Gunsten Deutschlands entschieden werden sollte. Für ihre Herstellung wurden Tausende von Zwangsarbeitern und KZ-Häftlinge eingesetzt.
Nach der Kapitulation gelang es amerikanischen Truppen, Wernher von Braun zu verhaften und in die USA zu bringen, wo man ihm die Verantwortung für das militärische und zivile Raketen- und Raumfahrtprogramm übertrug. Dannenberg ging ebenfalls in die USA und wurde in Huntsville Mitarbeiter im Stab des Raketenspezialisten von Braun und später verantwortlich für die Triebwerke der Mondrakete Saturn V.
Püllenberg lebte nach dem Krieg erneut in Bremen und setzte sich hier ausschließlich für die zivile Nutzung von Raketen ein. Jedoch hatte er mit seinen visionären Entwicklungsideen – etwa für Postraketen oder eine Orbitalstation – wenig wirtschaftlichen Erfolg.