Mil­des Ur­teil für den Mör­der von Jo­hann Lü­cke

Dieses Bild zeigt die Waller Welle (heute die Nordstraße)
Waller Welle (heute die Nordstraße)
1. März 1933
Wal­ler Heer­stra­ße / Gerd­stra­ße, Bre­men

[fn]Zit n. W. Hun­dert­mark; be­ar­bei­tet von Re­dak­ti­ons­grup­pe SPU­REN­SU­CHE[/​fn]Am Mitt­woch, den 1. März 1933 fand in den Cen­tral­hal­len eine Wahl­ver­samm­lung der „Ei­ser­nen Front“  statt, auf der Al­fred Faust als Spit­zen­kan­di­dat der SPD sprach.

Nach Ab­schluss der Kund­ge­bung, als sich be­reits eine Grup­pe von Reichs­ban­ner­leu­ten in Rich­tung Grö­pe­lin­gen be­weg­te, kam es zu ei­nem Feu­er­über­fall vor dem Fahr­rad­la­den Otto Löb­lichs an der Ecke Wal­ler Heer­stra­ße/​Gerd­stra­ße. SS-Leu­te un­ter An­füh­rung von Löb­lich schos­sen auf drei Reichs­ban­nermit­glie­der und ver­letz­ten die­se schwer. Am nächs­ten Tag ver­starb ei­ner von ih­nen an den Fol­gen der Schuss­ver­let­zun­gen: Es war der Bau­ar­bei­ter Johann Lücke.

An­läss­lich sei­ner Er­mor­dung fand am 4. März 1933 eine rie­si­ge De­mons­tra­ti­on zum Spiel­platz an der Nord­stra­ße statt, an der 30.000 Men­schen teil­nah­men. Am 6. März war Lü­cke im Volks­haus auf­ge­bahrt und vie­le Bre­mer ga­ben ihm die letz­te Ehre. Zu sei­nem Be­gräb­nis am 7. März auf dem Wal­ler Fried­hof ka­men 5.000 Men­schen (andere Quellen sprechen von 15.000) und das zu ei­nem Zeit­punkt, als die Na­zis im ge­sam­ten Reich be­reits ent­schei­den­de Macht­po­si­tio­nen über­nom­men hat­ten.

Erst 1950 konn­te der frü­he­re SS-Sturm­bann­füh­rer und bre­mi­scher Staats­rat Otto Löb­lich ver­haf­tet und in die Un­ter­su­chungs­an­stalt Bre­men ein­ge­lie­fert wer­den. 1952 fand der Pro­zess ge­gen Löb­lich statt. Er wur­de des ge­mein­schaft­lich voll­ende­ten Tot­schlags und des ge­mein­schaft­li­chen Tot­schlags­ver­suchs in zwei Fäl­len schul­dig ge­spro­chen und zu sechs Jah­ren Zucht­haus ver­ur­teilt; die zwei Jah­re Un­ter­su­chungs­haft wur­den an­ge­rech­net, so­dass Löb­lich nur noch vier Jah­re zu ver­bü­ßen hat­te.

An­schlie­ßend wur­den meh­re­re Gna­den­ge­su­che ein­ge­reicht; nach dem 4. Gna­den­ge­such wur­de Löb­lich im De­zem­ber 1954 nach Ver­bü­ßung von 2/​3 sei­ner Stra­fe ent­las­sen.

Veröffentlicht am und aktualisiert am 3. Juni 2024

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