Kühne und Nagel war nicht der einzige Bremer Logistiker, der an der Deportation von Juden verdient hat: Das Buch „Raub von Amts wegen“ nennt auch F. W. Neukirch – ein Speditionsunternehmen, das es noch heute gibt. Im Dritten Reich hat die Firma explizit bei Juden um die Verschiffung ihrer Habseligkeiten geworben. Vor dem Leiter des Amtes für Handel und Handwerk soll der Neukirch-Geschäftsführer gesagt haben: „Wir haben während unserer ganzen erfolgreichen Praxis (…) nur an Juden verdient, niemals aber Juden etwas zu verdienen gegeben.“ In „Raub von Amts wegen“ heißt es: „Die F.W. Neukirch AG wurde bald zu einem verlässlichen Partner der bremischen Behörden bei der fiskalischen Ausplünderung der europäischen Juden (…).“ Auf Nachfrage kann sich niemand bei Neukirch dazu äußern. „Uns liegt leider kein Material mehr zu dieser Zeit vor“, sagt ein Sprecher.
In der Firmenchronik wird dieser Zeitraum – wie bei vielen anderen Firmen auch – einfach wortlos übergangen -als ob nichts passiert wäre! Es heißt nur lapidar: „Nach dem 1. Weltkrieg erfolgt die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft. Mitte der 30er Jahre übernimmt die Bohne-Gruppe das Unternehmen. Bereits 1938 ist die Spedition voll motorisiert.“
weiterführende Literatur:
Raub von Amts wegen : zur Rolle von Verwaltung, Wirtschaft und Öffentlichkeit bei der Enteignung und Entschädigung der Juden in Bremen / Jaromir Balcar (Hg.) Bremen : Edition Temmen, [2014]