Tami Oelfken entstammte einer gutsituierten bürgerlichen Familie, der Vater Johann Heinrich Conrad Oelfken war stellvertretender Bürgermeister von Blumenthal und Beigeordneter der Regierung in Stade. Hauptberuflich arbeitete er als kaufmännischer Abteilungsleiter für Spedition bei der Bremer Baumwollkämmerei.
Tami Oelfken konnte die Höhere Mädchenschule der Geschwister Gleim in Bremen-Vegesack besuchen. Man riet ihr, Lehrerin zu werden. Wider eigene Überzeugung – sie wollte eigentlich Schriftstellerin werden – besuchte sie das Seminar von August Kippenberg in Bremen, das sie mit dem Lehrerinnenexamen abschloss. Zuerst war sie in Zwischenahn-Ohrweg angestellt, dann 1909 in der Schule in Bremen-Grohn. Sie führte einen an den Bedürfnissen der Kinder orientierten Unterricht durch und war mit den psychologischen und pädagogischen Reformideen der Bremer Pädagogen Heinrich Scharrelmann und Fritz Gansberg vertraut. Sie trat dem Bund der Entschiedenen Schulreformer bei.
Bald liebte sie ihren Beruf leidenschaftlich und fand ausserdem Raum genug, ihren schriftstellerischen Neigungen nachzugehen. Wegen ihrer Eigenwilligkeit und ihres Temperaments geriet sie jedoch immer wieder in Konflikte mit Eltern und Schulbehörde. 1917 wurde sie deswegen nach Tarmstedt versetzt. Dort nahm sie Verbindung zu Heinrich Vogeler und seinen Worpsweder Freunden auf. Tami Oelfken war so sehr von dem politischen und geistigen Ideengut der Barkenhoffgruppe beeindruckt, dass sie 1918 dem Spartakusbund beitrat. 1922 quittierte sie den Staatsdienst in Bremen. Sie war überzeugt, dass die bestehende Staatsschule den Erfordernissen einer zeitgemäßen und sozialen Erziehung nicht entsprach.
Sie ging nach Berlin und nahm, wieder als Lehrerin arbeitend, aktiv am Spandauer Schulkampf gegen Prügelstrafe und Gebetserlass teil. Später unterrichtete sie an der russischen Schule in Berlin; auch dort geriet sie wegen ihrer pädagogischen Vorstellungen und ihrer wachsenden kritischen Haltung gegenüber dem Kommunismus in Schwierigkeiten. Sie veröffentlichte nun erste pädagogische Arbeiten zu Fragen der Grundschularbeit und der Schulreform. Schließlich erhielt Tami Oelfken 1928 vom Schulamt die Erlaubnis, eine eigene Reformschule unter dem Einfluss der „Entschiedenen Schulreformer“ in Berlin-Lichterfelde zu gründen. Eine „Elternschule“ in Seminarform wurde als Unterrichtsvoraussetzung integriert. Sie finanzierte ihre Schule aus eigenen Mitteln. Trotz zunehmender politischer Radikalisierung in Deutschland arbeitete sie bis 1933 erfolgreich, und viele Kinder aus Linksintellektuellen-, Verleger-, Schriftsteller- und Künstlerkreisen waren Schülerinnen und Schüler ihrer Schule. In dieser Zeit veröffentlichte sie ihre ersten Kinderbücher, „Peter kann zaubern“ (1931) und „Nickelmann erlebt Berlin“ (1932).
Nach der Machtergreifung lösten die Nationalsozialisten ihre Schule auf, und Tami Oelfken erhielt als Pädagogin Berufsverbot auf Lebenszeit. Sie verließ Deutschland, um in Paris, Südfrankreich und später in London ihre Schule mit Kindern von Emigranten wieder aufzubauen. Doch diese Versuche wusste die Gestapo auf bürokratischem Wege immer wieder zu vereiteln. Die daraus erwachsene materielle Not zwang die Pädagogin 1939, wieder nach Deutschland (Berlin) zurückzukehren. 1940 schrieb sie ihren ersten Roman „Tine“ (späterer Titel: Maddo Klüver). Sie beschrieb darin die Lebensbedingungen der polnischen Arbeiter und Anfänge einer Umweltzerstörung. Hellsichtig warnte sie vor den Folgen einer rücksichtslosen Ausbeutung von Mensch und Umwelt. 1942 erschien ihr Buch „Die Persianermütze“ (späterer Titel: „Traum am Morgen“).
Da ihre Werke der nationalsozialistischen Ideologie nicht entsprachen, wurden ihre Bücher beschlagnahmt. Tami Oelfken wurde aus der Reichskulturkammer ausgeschlossen. Sie erhielt nun auch Schreibverbot auf Lebenszeit. In den folgenden Jahren wechselte sie ständig ihren Wohnsitz, um Bespitzelungen zu entgehen und arbeitete unter Pseudonymen für deutsche Zeitungen im Ausland. Während dieser Zeit machte sie konsequent Tagebuchaufzeichnungen, die sie später unter dem Titel „Fahrt durch das Chaos. Logbuch vom Mai 1939-1945“ veröffentlichte.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wollte Tami wieder an ihre Karriere als Schriftstellerin anknüpfen, doch es gab wieder Schwierigkeiten.
Dr. Werner Wien, der im Zweiten Weltkrieg für die Gestapo gearbeitet hatte, war nun Chefredakteur des Weser-Kuriers. Er hatte seinerzeit in der Reichsschrifttumskammer als Gesinnungsprüfer und Lektor dafür gesorgt, dass Tami Oelfken und andere Schriftsteller Berufsverbot durch die Nazis erhalten hatten. Als sich Tami Oelfken 1951 in der Zeit des kalten Krieges mit anderen namhaften Autoren für eine Ost-West-Verständigung einsetzte, bezeichnete die Wochenzeitung „Die Zeit“ (3.5.1951) sie als Kommunistin mit gefährlichen pazifistischen Ideen (Habermann, S. 188). Man erklärte sie wieder einmal zur Staatsfeindin. Als sie nicht mehr wusste, wovon sie leben sollte, sorgte Werner Arthur Kreye dafür, dass sie ein paar Arbeiten für den Rundfunk bekam und sich so über Wasser halten konnte.
Ihre materielle Grundlage wurde durch diesen Rufmord ebenso gründlich vernichtet wie im 3. Reich. Seither gehört sie bis in die jüngste Zeit zu den ignorierten Autorinnen der Nachkriegszeit. „Du sollst nicht schweigen…“ – was Tami Oelfken das 11. Gebot nannte – lautete die Überschrift des Schlusskapitels eines nicht mehr veröffentlichten Buches. Tami Oelfken, die idealistische Sozialistin, verbrachte ihre letzten Lebensjahre an der Grenze des Existenzminimums lebend, in Überlingen am Bodensee und starb 1957 nach einer Operation in München.
Quellen: Wikipedia / Bremer Frauenmuseum
Veröffentlicht am 20. April 2015 und aktualisiert am 29. November 2022