Theo Roodvoets wird am 24. März 1917 in Aduard in der niederländischen Provinz Groningen geboren. Bereits im Kindesalter stirbt seine Mutter. Dem verwitweten Vater entzieht das Jugendamt das Sorgerecht. Gemeinsam mit seinem Bruder Adri wird Theo in Pflegefamilien untergebracht. Seine Schwestern bringt man getrennt von den beiden Brüdern in einer anderen Pflegefamilie unter.
Als Erwachsener ist Theo als Hausmaler tätig. Nach der Besetzung der Niederlande durch die Wehrmacht wird er, wie viele anderen auch, von der niederländischen Arbeitsamtsverwaltung als Zwangsarbeiter nach Deutschland geschickt. Dort wird er gezwungen als Arbeitssklave in Hannover, Berlin und Riga zu arbeiten. 1943 gewährt man ihm Urlaub in der Heimat. Durch die schwere Arbeit in der Ferne ist er körperlich sehr angeschlagen. Aus diesem Grund entscheidet er sich, nicht zurück nach Deutschland zu gehen. Er taucht unter bei seinem Bruder Adri in Leeuwarden. Irgendjemand denunziert ihn und er flüchtet zur Familie Keizer, die eine Windmühle in Spijk betreibt. Dort taucht Theo erneut unter. Am 29. Juni 1943 notiert er seinen Namen und das Datum seines Verbleibes in der Mühle auf einem Brett innerhalb der Mühle (siehe Bild). Dort findet ein niederländischer Historiker später die Notiz mit zwei weiteren Einträgen von Theo.
Im Januar 1944 wird Theo verraten und bei einer Razzia vom deutschen SD (Sicherheitsdienst) gemeinsam mit dem ebenfalls untergetauchten Niederländer Tjark Kremer (19. August 1921 geboren in Spijk) und 10 weiteren Niederländern in Spijk verhaftet und zum Polizeiamt gebracht. Von dort werden Roodvoets und Kremer von Polizisten aus Groningen und einem Vertreter des Arbeitsamtes in Groningen nach Bremen-Farge gebracht, wo man sie in das Arbeits- und Erziehungslager beim U-Boot-Bunker Valentin einsperrt.
In den nachfolgenden Tagen wird Kremer so schwer misshandelt, dass er am 28. Februar 1944 stirbt. Theo Roodvoets ist dann schon tot. Er wurde ebenfalls schwer misshandelt und stirbt, physisch erschöpft, am 23. Februar 1944. Er wird in Bremen-Aumund beerdigt. Später wird sein Leichnam von der niederländischen Kriegsgräberfürsorge umgebettet auf den zentralen Ehrenfriedhof für Opfer des Zweiten Weltkrieges im niederländischen Loenen bei Apeldoorn. Das Grab von Tjark Kremer befindet sich auf dem Ehrenfeld für niederländische Kriegsopfer auf dem Osterholzer Friedhof in Bremen.
Adri Roodvoets, ein Bruder von Theo, war in den Niederlanden im Widerstand gegen die deutsche Besatzung. Die Deutschen misshandelten ihn derart, dass bis an seinem Lebensende eine körperliche Behinderung zurückblieb. Er versuchte nach dem Krieg herauszufinden, wer seinen Bruder ermordete. Er erkundigte sich schriftlich beim niederländischen Roten Kreuz nach einer Möglichkeit den Lagerkommandanten des Arbeitserziehungslagers Farge, Karl Walhorn, bzw. die verantwortlichen Kapos vor Gericht zu bringen. Vergeblich! 1948 wurde Walhorn von einem britischen Militärgericht zu vier Jahren Haft verurteilt, aber nicht wegen des Mordes an Theo Roodvoets. Und auch 1962 sah die Staatsanwaltschaft Bremen keinen Grund Walhorn erneut wegen der Ermordung der beiden Niederländer zu verfolgen. Oberstaatsanwalt Höffler, der selbst im NS-Justizsystem verstrickt war, stellte das Verfahren ein.
Ergänzende Literatur:
Band 1: Eva Schöck-Quinteros/Simon Rau (Hrsg.): „Erziehen Erzwingen Erniedrigen. – Das Arbeitserziehungslager Bremen Farge 1940-1945“, Bremen 2020, (aus den Akten, Bd. 16.1), ISBN 978-3-88722-765-4
Band 2: Eva Schöck-Quinteros/Simon Rau (Hrsg.): „Verteidigen Verdrängen Vergessen. – Das Arbeitserziehungslager in Bremen Farge nach 1945“, Bremen 2020, (aus den Akten, Bd. 16.2), ISBN 978-3-88722-766-1