Wilhelm Steeneck, verurteilt wegen „widernatürlicher Unzucht“

Wilhelm Steeneck, Quelle: Privatbesitz
Wilhelm Steeneck, Quelle: Privatbesitz
W. Steeneck, Quelle: Privatbesitz
W. Steeneck, Quelle: Privatbesitz
6. März 1943
Oslebshauser Heerstr. 71a, Bremen-Gröpelingen

Georg Karl Wilhelm Steeneck wurde am 18. Juni 1899 in Lehe (Wesermünde) geboren. Er war der Sohn des Bäckermeisters Wilhelm August Steeneck und seiner Frau Amalie, geborene Köster. Sein Vater gründete 1922 eine Keks-, Schokoladen- und Zuckerwarenherstellung, die ab 1923 unter Steeneck‘s Keks-, Schokoladen- und Zuckerwaren AG mit Sitz in der Nordstraße 357 firmierte. Im Juli 1929 verunglückte der Vater bei einem Verkehrsunfall tödlich.
Er lernte das Bäckerhandwerk bei der Firma Knigge in der Sögestraße, war beruflich erfolgreich und arbeitete zunächst im Familienbetrieb. In seiner Freizeit paddelte er gerne mit Freunden auf den Bremer Kanälen und der Wümme. Er hatte in dieser Zeit schon sexuelle Kontakte zu anderen Männern, was seinem Vater wohl bekannt war und mit dem er sich hierüber häufig stritt. Er fand später Arbeit im Teehandelsbetrieb Schilling auf dem Teerhof. Vermutlich ab 1912 bis Anfang der 1920er Jahre arbeitete er in der Restauration auf Überseepassagierschiffen.

Ende 1933/Anfang 1934 verurteilte ein Bremer Gericht Wilhelm Steeneck erstmals wegen „widernatürlicher Unzucht“ zu drei Jahren und sieben Monaten Gefängnis. Die Strafe verbüßte er ab dem 13. Januar 1934 im Gefängnis Vechta. Nach der Verschärfung des §175 StGB durch die Nationalsozialisten wurde er 1941 ein zweites Mal wegen „widernatürlicher Unzucht“ verurteilt. Die Strafe verbüßte er ab August 1941 im Zuchthaus Bremen-Oslebshausen. Aufgrund der Haftbedingungen war er schon dort unterernährt und gesundheitlich angeschlagen. Seine Schwester Lotte besuchte ihn einmal, doch aus Scham bat er darum, von weiteren Familienbesuchen abzusehen. Die Haftstrafe endete im März 1943. Nach der Strafverbüßung wurde er nicht entlassen, sondern aufgrund der weiter verschärften Verfolgungsmaßnahmen gegen Homosexuelle am 6. März 1943 in das Konzentrationslager Neuengamme überstellt. Dort verstarb er bereits nach 45 Tagen, am 20. April 1943 im Alter von 43 Jahren; nach offizieller Angabe angeblich an Herzversagen („cardiale Insuffizienz“). Der im KZ vorhandene Nachlass wurde seiner Schwester am 29. April 1943 übersandt.

Der Stolperstein ist vor dem Haus in den Bürgersteig eingelassen, in das seine Schwester Lotte – nach dem Tod der Mutter im Jahr 1939 – eingezogen war.

Autor: Peter Christoffersen
Informationsquellen:
www.joerg-hutter.de/wilhelm steeneck.htm (nach Berichten von Familienangehörigen)
StA Bremen Einwohnermeldekartei, 4,75/5-2723, 4,75/5-2710

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