Zwangsarbeit beim Gaswerk in Pussdorf

Kriegsgefangene am Gaswerk, Sept. 1941 (swb AG)
Gaswerk nach einem Bombenangriff, 14.9.1941 (swb AG)
1. Juni 1941
Am Gaswerk , Bremen-Woltmershausen

1901 bauten die Stadtwerke in Bremen-Woltmershausen ein neues Gaswerk. Es ersetzte das Gaswerk an der Schlachthofstraße. Es diente der Gasversorgung von sowohl privaten Haushalten, wie auch der Industrie.
Die Machtergreifung der Nationalsozialisten in Bremen wirkte sich negativ auf die Belegschaft des Gaswerks aus. Insbesondere die Belegschaft des Gaswerks galt innerhalb der Stadtwerke politisch als eher links eingestellt. Dessen Direktor Heinrich Schütte wurde auf Betreiben von senatorischen Kreisen entlassen, weil er als politisch unzuverlässlich galt. Er wurde ersetzt durch den Nationalsozialisten und SA-Truppenführer Friedrich Hopf. Unter seiner Leitung wurden mehrere Stellen beim Gaswerk umbesetzt mit Parteigenossen.
Zwischen 1933 und 1934 wurden bei den Stadtwerken nachweislich 162 Entlassungen ausgesprochen, hauptsächlich bei den Gas- und Wasserwerken. Zu beachten ist dabei, dass die Stadtwerke damals ein staatlicher Betrieb waren, d. h. die Beschäftigten waren Beamte, Angestellte und Arbeiter:innen.
Auf dem Gelände des Gaswerkes wurde eine externe SA-Wachmannschaft aufgestellt, die die dessen Belegschaft vor allem einschüchtern und bespitzeln sollte. Einige Belegschaftsmitglieder wurden auf Grund von Denunziationen für einige Wochen sogar in das Arbeitserziehungslager Farge geschickt.

Die Abstellung von Belegschaftsmitgliedern für die Wehrmacht sowie die oben bereits erwähnten Entlassungen beeinträchtigten immer mehr die Stromproduktion. Gleichzeitig nahm der Strombedarf der Industrie, und hier insbesondere der Rüstungsindustrie, enorm zu. Insofern drängte die Betriebsleitung auf den Einsatz von Fremdarbeiter:innen, später auch von Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiter:innen.
Mitte 1941 wurden die ersten Kriegsgefangenen für den Einsatz im Gaswerk angefordert. Es handelte sich um Franzosen, die untergebracht wurden in Baracken auf dem Gelände einer alten Ziegelei am Seefelde bzw. in einer ehem. Gaststätte am Reedeich.
Am 23. und 24. April 1942 wurden die ersten zivilen Arbeitskräfte – sog. Ostarbeiter – aus den besetzten Gebieten der Sowjetunion beim Gaswerk eingestellt. Ungeklärt bleibt, ob sie freiwillig nach Bremen kamen oder dazu von der Besatzungsmacht gezwungen wurden. Einige wurden auf dem betriebseigenen Gelände am Gaswerk in einem Lager untergebracht.
In der Periode von 1940 – 1945 wurden im Gaswerk ca. 250 ausländische Personen als Kriegsgefangene, Zwangs- und Fremdarbeiter beschäftigt, darunter drei Frauen. Manche von ihnen wurden aus disziplinarischen Gründen ebenfalls an das AEL Farge überstellt, wo ihnen ein schweres Schicksal bevorstand. Es sind auch Misshandlungen, die durch Vorgesetzte der Stadtwerke begangen wurden, bekannt.

1945 musste im Werk die Gasproduktion vorübergehend eingestellt werden, da alliierte Bombenangriffe hohe Schäden am Rohrnetz verursacht hatten.

Gaswerksdirektor Heinrich Hopf wurde nach dem Krieg von der Bremer Spruchkammer verurteilt, weil er durch den Versuch, zum Kriegsende das Gaswerk zu zerstören, dazu beitrug, den Krieg zu verlängern. Später wurde er rehabilitiert und erhielt weiterhin seine Pension.

Veröffentlicht am

Kommentieren Sie den Beitrag

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

*

Zeitauswahl
  • 1933
  • 35
  • 37
  • 39
  • 41
  • 43
  • 1945
Themen
  • Arbeitslager
  • Ereignis
  • Jugend
  • Nazi-Organisation
  • Person
  • Verfolgung
  • Widerstand
  • Alle Kategorien aktivieren
Stadtteil