1905 wurde von den Stadtwerken in Bremen-Hastedt ein Kraftwerk angelegt, das zu diesem Zeitpunkt bereits einen Turbinenantrieb hatte. Es belieferte sowohl Privatkunden, wie auch die Industrie und Straßenbahn mit Strom. Kennzeichnend für das Kraftwerk waren seine Schornsteine. Das Werk lag direkt an der Weser, was insofern günstig war, weil damit Speise- und Kühlwasser in genügendem Ausmaß bereitstand. Kohle, die für die Energieerzeugung notwendig waren, wurden über ein bereits vorhandenes Bahngleis am Hemelinger Hafen angeliefert.
Die Machtergreifung der Nationalsozialisten in Bremen wirkte sich negativ auf die Belegschaft des Kraftwerks aus. Diese war allgemein als eher politisch links stehend eingeschätzt. Bereits vor 1933 hatte die politische Polizei Listen von „verdächtigen Linksaktivisten“ erstellt. Mit diesen Listen wurden zwischen 1933 und 1934 wurden im Rahmen der „Gleichschaltung“ bei den Stadtwerken nachweislich 162 Entlassungen ausgesprochen, hauptsächlich bei den Gas- und Wasserwerken. Entlassen wurden auch die jüdischen Mitarbeiter:innen. Vorhandene Stellen wurden nun umbesetzt mit NSDAP-Parteigenossen. Jeder vierte Mitarbeiter:in der ursprünglichen Belegschaft verlor im Kraftwerk seinen Arbeitsplatz. Der langjährige Direktor des E-Werks, Matthias, protestierte und machte darauf aufmerksam, dass die fehlende Belegschaft sich negativ auf die Stromproduktion auswirken würde. Zu beachten ist dabei, dass die Stadtwerke ein staatlicher Betrieb waren, d. h. die Beschäftigten waren Beamte, Angestellte und Arbeiter:innen.
Der Strom des Kraftwerks in Hastedt sicherte bereits in den 30-Jahren die Produktion der Rüstungsindustrie, wie z. B. den Flugzeugbau bei Focke Wulf oder den U-Boot Bau bei der AG Weser ab.
Die Abstellung von Belegschaftsmitgliedern für die Wehrmacht sowie die oben bereits erwähnten Entlassungen beeinträchtigten zunehmend die Stromproduktion. Gleichzeitig nahm der Strombedarf der Industrie, und hier insbesondere der Rüstungsindustrie, enorm zu. Insofern drängte die Betriebsleitung auf den Einsatz von Fremdarbeiter:innen, später auch von Kriegsgefangenen, Zwangsarbeiter:innen und sogar von Strafgefangenen aus Lagern im Emsland.
1940 wurden bei den Stadtwerken die ersten vier zivilen Fremdarbeiter aus Italien, Dänemark und Tschechoslowakei eingestellt. 1941 wurden alleine schon im E-Kraftwerk die ersten 70 Zivilarbeiter aus Frankreich eingesetzt. Untergebracht wurden die Fremdarbeiter u.a. in Lagern in der Bremerhavener Straße 49 und der Findorffstraße 27.
Insgesamt wurden von den Stadtwerken vorrangig Fremdarbeiter:innen aus den besetzten westeuropäischen Ländern, Belgien, Niederlande und Frankreich eingesetzt. Ostarbeiter aus Polen und der Sowjetunion waren bis 1943 in geringerer Zahl vorhanden, danach jedoch wurden es zunehmend mehr. Sie wurden beispielsweise gebraucht bei der Beseitigung von Bombenschäden an dem Netz der Versorgungsleitungen.
Am 22. April 1945, also kurz vor Kriegsende, zerstörten alliierten Bomben bei einem Flugzeugangriff fast die gesamte Anlage des Kraftwerks. Nach Kriegsende wurde ein Teil der Turbinen als Reparationsleistung demontiert.
Veröffentlicht am 9. Mai 2021 und aktualisiert am 13. Mai 2021