Zwangsarbeiterinnen in Großwäscherei Hayungs

Erdbunker von Bombe zerstört
Gedenkstein Hayducks 2013, Foto: Steinbrecher
Gedenktafel Ogohaus, Föhrenstr. 76-78, Foto:Steinbrecher
12. Oktober 1944
Drakenburger Str. 42, Bremen-Hastedt

Bremen-Hastedt, Haltestelle Weserwehr. Wo sich heute die Endhaltestelle der Straßenbahn Linie 3 befindet, liegen polnische ZwangsarbeiterInnen unter Trümmern begraben – wie viele, ist unklar, wie sie heißen, auch. Umgekommen sind sie am 12. Oktober 1944, bei einem alliierten Bombenangriff.

Die Frauen, allesamt Zwangsarbeiterinnen der Großwäscherei Hayungs, saßen in einem behelfsmäßigen Erdbunker, den sie selbst gegraben hatten. Anrecht auf Schutz in einem der umliegenden Hoch- oder Tiefbunker hatten sie nicht. In dem nahe gelegenen Industriegebiet in Hastedt beuteten die Nazis schätzungsweise 4.000 Menschen als billige Arbeitskräfte aus – OsteuropäerInnen aus Polen und der Sowjetunion, aber auch Häftlinge aus dem Konzentrationslager Neuengamme.
Nur 29 Opfer jenes Bombenangriffs sind heute überhaupt namentlich bekannt, die meisten der Frauen stammten aus Lodz oder Lublin, waren gerade Anfang 20 und lebten in Baracken am Jakobsberg in Hastedt, die nur zum Arbeiten verlassen werden durften. Bei Hayungs hatten sie für die Wehrmacht gearbeitet und wurden, so ist es dokumentiert, vom Betriebsleiter Friedrich Lüdemann auch misshandelt. Sieben der Zwangsarbeiterinnen wurden seinerzeit verwundet aus dem zerstörten Erdbunker geborgen, die anderen nur noch tot.

Seit den Neunzigern lag hier – Drakenburger Straße, Ecke Fleetrade – eine etwas unscheinbare Gedenkplatte am Boden, oft überwuchert von den Buchsbaumhecken eines schmalen Grünstreifens.

Im September 2012 wurde hier ein Gedenkstele aus Sandstein enthüllt, auf Initiative des Kunsthistorikers und Galeristen Steinbrecher vom OGO Künstlerhaus, das gleich in der Nähe liegt. Siehe Bild.
Er wollte den Frauen ein würdiges Gedenken schaffen, mit einem „repräsentativen Stein“. Und sammelte dafür mehr als 3.000 Euro an Spenden, auch bei einigen jener Firmen, die einst selbst von Zwangsarbeit profitierten. „Sehr überrascht“ sei er von dem öffentlichen Zuspruch gewesen, sagt er. An seinem Privathaus hat er ebenfalls eine Tafel (siehe Bild) montiert, die am Schicksal der Zwangsarbeiterinnen im ganzen Stadtteil erinnert.

Für ihn geht es nicht nur um die ZwangsarbeiterInnen der Firma Hayungs – die Frauen stehen für ihn stellvertretend für alle ZwangsarbeiterInnen in Hastedt. Über 3.000 waren es allein beim Autohersteller Borgward, der auch Laster, Kettenfahrzeuge und Panzer baute, 167 in der Wäscherei Hayungs, 90 beim Maschinenbauer Lloyd Dynamo, 92 weitere in drei anderen Fabriken, die es heute nicht mehr gibt. Dass ihre Geschichte lange Zeit vergessen war, zeigt das Beispiel der evangelischen Auferstehungsgemeinde, die 1959 eingeweiht wurde – und auf dem ehemaligen Gelände der Großwäscherei Hayungs steht. 1984, so heißt es in einer beeindruckenden ständigen Foto-Ausstellung im Gemeindezentrum in der Drakenburger Str., kam ein älterer Hastedter Bürger auf den dortigen Geistlichen zu: „Wissen Sie, Herr Pastor, dass unter Ihrer Kirche polnische Frauen liegen?“ Er wusste es nicht.

Veröffentlicht am und aktualisiert am 26. August 2019

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